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Neuer Wirbel um «adidas»

causasportnews / Nr. 1127/04/2024, 3. April 2024

Quelle: Tages-Anzeiger vom 3. April 2024

(causasportnews / red. / 3. April 2024) Die Kult-Sportartikelmarke «adidas» erlebt nicht gerade eine Glückssträhne. Vor ein paar Tagen wurde die baldige Trennung des Sportartikel-Herstellers vom Deutschen Fussball-Bund (DFB) bekannt (vgl. auch causasportnews vom 27. März 2024), jetzt wird es geradezu peinlich: Es geht um die Zahl 44 und das entsprechende Design auf den neuen Fussball-Trikots von «adidas». Diese Zahl 44 ähnelt in der Aufmachung den Runen der damaligen «Schutzstaffel» (SS), die als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument des «Führers» und der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) berüchtigt war. Das Design der Nummer 44 gleicht der Kombination «SS», wie sie in «Deutschland in der Nacht» des 20. Jahrhunderts in Anlehnung an Heinrich Heine (1797 – 1856) Bekanntheit erlangte. Seit das Trikot mit der Nummer 44 mit akuter Verwechslungsgefahr mit Blick auf die berüchtigten «SS»-Runen zum Thema wurde, fegt ein Empörungssturm über Deutschland. Die entsprechende Nummer auf den «adidas»-Trikots mit der Gestaltung der Zahl 44 ist relativ zügig aus dem Verkauf genommen worden. Jetzt geht es um die Abklärung der Schuldfrage und um Schadensbegrenzung. «adidas», sinnigerweise aus dem Vornamen (Adolf) des «adidas»-Gründers Adolf Dassler und dem Familiennamen «Dassler» zusammengesetzt, weist darauf hin, dass das Design auch dieser Nummer Sache des DFB sei. Verantwortlich für den Fehlgriff sei vor allem die Unternehmung «11teamsports» des umtriebigen Fussball-Produkte-Vermarkters Oliver Schwerin. Dem 43jährige Teamsport-Netzwerkers, dem dank seines relativ jugendlichen Alters die elementarsten Geschichtskenntnisse des 20. Jahrhunderts fehlen dürften, wird vom Business-Partner DFB die Hauptschuld an diesem Marketing-Desaster zugeschoben.

Apropos Marketing: Diese Branche wird vor allem beherrscht von zumindest bildungs-fremden, hochnäsigen Schaumschlägern, welche meist nur ein Ziel haben: Den Menschen auf Teufel komm raus Produkte anzudrehen, die sie nicht brauchen oder schon haben, oder Dienstleistungen aufzunötigen, die sich durchwegs als Rohrkrepierer erweisen. Die Bildungsarmut der Marketing-Branche wird immer wieder manifest und endet in oft in Peinlichkeiten, wie nun im «Fall ‘adidas’ / Trikot-Nummer 44». Dabei werden immer wieder Symbole und Schlagworte aus dunklen Zeiten verwendet. Vor über zwölf Jahren warb die berühmte Therme Vals im Kanton Graubünden mit dem Slogan «Kraft durch Freude» für Sport, Lifestyle und Zerstreuung. Was die Werber nicht wussten und wohl nicht nur ignorierten: Unter diesem Titel trat nach der Machtergreifung des Führers 1933 die zuständige Freizeit-Organisation des Dritten Reiches in Erscheinung. Auch diese unsensible und unappetitliche Werbe-Idee in den Schweizer Bergen musste selbstverständlich nach Proteststürmen umgehend begraben werden.

Die Marketing-Branche sorgt aber nicht nur in geschichtlichen Anlehnungen für Ärger und Verdruss, sondern steht vor allem auch für Unwissenheit und Dilettantismus. So soll der Schweizer «Nemo» nun demnächst den «Eurovision Song Contest» (7- – 11. Mai 2024) gewinnen; dieser Schluss kann aufgrund der aktuellen Wettquoten gezogen werden. «Nemo»? Wahrscheinlich wissen weder der Sänger noch die Namens-Ideengeber aus der Marketing-Branche was «Nemo» heisst und bedeutet: Niemand! «Niemand» soll also einen der begehrtesten Song-Wettbewerbe gewinnen? Ist «Nemo» eine Null-Nummer? Ja dann – Europa sieht gespannt dem neuen Nihilismus (philosophische Richtung, welche die Nichtigkeit und Sinnlosigkeit alles Seins erklärt) entgegen.