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Werbeknatsch vor dem Formel 1-Start 2024

causasportnews / Nr. 1108/02/2024, 12. Februar 2024

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(causasportnews / red. / 12. Februar 2024) «Erst fehlte das Glück, dann kam noch Pech dazu», bilanzierte einmal ein Fussballspieler den Verlauf einer unglücklich verlaufenen Fussball-Partie. So könnte nun auch das Schweizer Formel 1-Team des legendären Rennstall-Gründers Peter Sauber die aktuelle Lage bilanzieren. Seit Jahren dümpelt der Rennstall in den Niederungen des Formel 1-Haifischbeckens herum, und vor allem mit Werks-Unterstützungen, Investoren und Werbe-Partnern tun sich die Zürcher Oberländer schwer und schwerer. Per Ende des Jahres 2023 verabschiedete sich Alfa Romeo aus Hinwil, und bis im kommenden Jahr, wenn Audi sukzessive die Regentschaft im Zürcher Team übernehmen wird, muss der Schweizer Rennstall die Saison 2024, die anfangs März in Bahrain beginnen wird, überstehen. Dies gilt vor allem bezüglich Finanzen. So kam es, dass der Teufel auch in der hochgezüchteten Top-Disziplin des Automobilrennsports derzeit die berühmten Fliegen frisst – wenn es denn sein muss, wie offensichtlich nun im «Stake F1 Team Kick Sauber», wie der Rennstall heuer heisst. Mit dieser Team-Bezeichnung kann selbstverständlich niemand etwas anfangen, und vor allem die Bezeichnung «Stake» ist geradezu mysteriös. Hinter dem Terminus steht ein australisches-curacaoisches Online-Casino-Unternehmen; und hier beginnen bereits die nicht nur nationalen Formel 1-Probleme für den Rennstall. Weil das Team natürlich das Logo und den Schriftzug des Glücksspiel-Unternehmens verwenden will oder muss, vor allem durch Schaffung von Präsenz auf dem Rennwagen, steht die Frage im Zentrum: Darf man das? Natürlich nicht. Oder nicht überall. Zum Beispiel in der Schweiz ist es niemandem erlaubt, für «Stake» werblich in Erscheinung zu treten, da das Online-Casino auf helvetischem Staatsgebiet nicht legal werben und beworben werden darf. Auch wenn in der Schweiz keine Formel 1-Rennen ausgetragen werden, dürfen nicht einmal Abbildungen des mit Werbung beklebten Autos verbreitet werden; und auch keine entsprechenden TV-Bilder der Rennen rund um den Globus. Nachdem das werbliche Problem des Hinwiler Rennstalls mit «Stake» bekannt wurde, berichteten die Schweizer Medien flächendeckend darüber. Eine grosse Reportage des Schweizer Fernsehens wurde mit dem bebilderten «Stake»-Auto illustriert, und genau damit verstiess z.B. auch das einheimische Fernsehen gegen das Geldspielgesetz – aber wohl ohne juristischen Folgen. Anders erlebt es nun der Sauber-Rennstall: Die Eidgenössische Spielbankenkommission hat ein Verfahren gegen die Rennsport-Unternehmung aus Hinwil wegen des Online-Casino-Sponsorings eröffnet, vor allem auch deshalb, weil Logo und Schriftzug des Glücksspiel-Unternehmens z.B. auch auf der Teambekleidung der Mannschaft oder auf Team-Fahrzeugen zu sehen sind. Das Verfahren, das mit einer Busse von einer halben Million Franken zu Lasten des Hinwiler Teams enden könnte, versetzt die Rennstall-Verantwortlichen im Zürcher Oberland noch nicht in den Ausnahmezustand. Zudem wird bekräftigt, man halte sich an die geltenden Regeln, was wohl in einem Verfahren zu klären sein wird. Unschön ist dieser Formel 1-Werbeknatsch vor dem Saison-Start 2024 alleweil. Den Sauber-Verantwortlichen ist klar, dass in einigen Rennen in diesem Jahr die Glücksspiel-Werbung für «Stoke» nicht transparent gemacht werden darf. Logos und Schriftzug des Online-Glücksspiel-Unternehmens werden in diesen Ländern abgedeckt oder durch eine zulässige Werbung überklebt werden. Für das nicht gerade im Geld schwimmende Formel 1-Team ist es sicher ein Trost, dass derartige Verfahren über Jahre dauern können und in einem Jahr die Motorsport-Welt der Schweizer so oder so anders aussehen wird, wenn die Deutsche Renommier-Marke Audi übernehmen wird.

Wo Werbegelder (noch) fliessen – und wo nicht (mehr)

causasportnews / Nr. 1091/12/2023, 20. Dezember 2023

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(causasportnews / red. / 20. Dezember 2023) Generell betrachtet bietet der Sport der Werbewirtschaft eine einmalige Plattform. Das bedingt einerseits grundsätzlich eine gut gehende Wirtschaft und die Investitionsbereitschaft renommierte Marken, andererseits ist die Werbung vor allem dort präsent, wo sportliche Top-Leistungen erbracht werden. Oder wo die Aufmerksamkeit des Sport-Publikums gross ist. So etwa bei «Red Bull». Die Soft-Getränke-Unternehmung scheint über unermessliche, pekuniäre Ressourcen zu verfügen – und kann sich die sportlichen Werbepartner relativ locker aussuchen. Beispielsweise in der «Formel 1». Das «Red Bull Racing-Team» gewinnt in der spektakulären Motorsport-Kategorie seit geraumer Zeit praktisch alles, was es zu gewinnen gibt. Das dürfte auch weiterhin so geschehen, bis sich der Österreichische Formel 1-Rennstall mit dem praktisch unschlagbar gewordenen Max Verstappen zu Tode gesiegt haben wird. Dann wird, wenn sich das Publikum zufolge der eingekehrten Langweile von dieser Rennsport-Serie abgewendet haben dürfte, auch das Interesse des Getränke-Konzerns an dieser Werbe-Plattform auf vier Rädern abnehmen.

Geld steht im Formel 1-Rennsport im Zentrum. Geld ist zwar nicht alles, aber ohne Geld ist in dieser hochtechnisierten und an sich publikums-attraktiven Sportart alles nichts. Das spürt im Moment der Schweizer Formel 1-Rennstall von (ehemals) Peter Sauber. Das Team dümpelte in der zu Ende gegangenen Saison 2023 mit Alfa Romeo erneut im hintersten Teilnehmerfeld herum, doch nun wird im Zürcher Oberland, im beschaulichen Hinwil, mit Blick auf das kommende Jahr Zuversicht versprüht. Ein gewonnener Sponsor soll es möglich machen. Das Team startet unter einem neuen Namen «Stake F1 Team Kick Sauber». Von «Stake» hat wohl kaum jemand schon etwas gehört, doch Sprachversierte wissen: «Stake» heisst «Einsatz». Dieser ist hier nicht etwa gleichzusetzen mit sportlicher Leistungsbereitschaft bis zum Ende, sondern «Stake» steht für einen Crypto-Casino und Sportwetten-Anbieter, der im online-Casino-Bereich sein Glück versucht – offenbar einigermassen erfolgreich. Je höher der Einsatz, desto wahrscheinlicher die Gewinnchance. Die Geld- und Glücksspielunternehmung wird bis Ende 2025 als Werbepartner des Schweizer Teams figurieren. Weil die Werbung für Geld- und Glücksspiele nicht überall erlaubt ist und entsprechende Werbeaktivitäten vielerorts unzulässig sind, wird das Team in einigen Ländern, in denen Formel 1-Rennen ausgetragen werden, das Firmen-Logo von «Stake» auf den Hinwiler Boliden abdecken müssen. Die Kooperation sieht ein wenig danach aus, als fresse der Teufel in der Not Fliegen. Top-Unternehmen aus der Wirtschaft sehen generell eher keinen Sinn darin, auf schwache Partner im Sport zu setzen.

Die «Stake»-Eigner werden das Sponsoring-Geld wohl aufgrund strategischer Überlegungen in die Schweiz schicken. Übrigens: Die Chance, mit «Red Bull» Weltmeister zu werden, ist vom Schweizer Rennsport-Unternehmen vor Jahren versiebt worden, als der «Red Bull»-Eigner Dietrich Mateschitz dieses Ziel mit anderen Teams anzustreben begann. Sein Einsatz wurde nachhaltig belohnt.

Zwei Jahre muss jedoch nun das ehemalige Formel 1-Team von Peter Sauber wirtschaftlich, eben mit Playern aus der Glücks- und Geldspiel-Brache, überbrücken, bis 2026 Audi die Mehrheit am Team aus dem Zürcher Oberland übernimmt. Dann dürfte das «Stake»-Engagement Geschichte sein.

Wenn der Teufel in der Formel 1 Fliegen frisst

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(causasportnews / red. / 7. März 2023) Mit dem Rennen in Bahrain hat am Wochenende die Formel 1-Saison 2023 begonnen. Von den Resultaten her, mit Überraschungen (Altmeister Fernando Alonso, der auf Platz 3 fuhr), nichts Neues im Vergleich zum vergangenen Jahr, als Max Verstappen im «Red Bull» (wiederum) überlegen Weltmeister wurde: Der Weg über den Titel in diesem Jahr wird zweifellos erneut über den 25jährigen Niederländer führen. Trotz der zementierten Fahrer-Hierarchie in der Formel 1 sind beim Saison- Start auch in diesem Jahr Neuerungen und Neuigkeiten zu vermelden. Eine dieser Motorsport-News betraf und betrifft das Schweizer, von Rennsport-Legende Peter Sauber gegründete und seit 1993 geführte Formel 1-Team, das aktuell und letztmals in dieser Saison unter dem Namen «Alfa Romeo» antritt. Der Rennstall aus dem beschaulichen Zürcher Oberländer Ort Hinwil fährt in der Königsklasse des Automobil-Rennsports seit Jahren leidlich mit; bis dato resultierte immerhin ein Grand Prix-Sieg, eingefahren 2008 für das damalige «BMW Sauber-Team» vom Polen Robert Kubica. Zum Saisonstart heuer in Bahrain fuhr das Zürcher Team einen schönen achten Platz (durch Valtteri Bottas) heraus.

Dass die Formel 1 eine Geldvernichtungs-Maschine ist oder sein kann, dürfte einer notorischen Tatsache entsprechen. Vor allem die «Mitfahrer-Teams», zu denen «Alfa Romeo» gehört, hat in den letzten Jahren zufolge des immensen Kapitalbedarfs in der Automobilsport-Königsklasse in finanzieller Hinsicht Höhen und Tiefen erlebt und auch unangenehme Erfahrungen mit «Investoren» und «Sponsoren» aller Art gemacht. Die Formel 1 ist eben (auch) für viele Selbstdarsteller, Hochstapler und schillernde Persönlichkeiten die gesuchte Plattform, um sich im medialen Rampenlicht in Szene zu setzen. Bei der Präsentation des neuen Autos für die nun begonnene Formel 1-Saison fiel ein Sponsor auf dem «Alfa Romeo» auf, der zumindest als speziell zu qualifizieren ist. Die Rede ist vom Hauptsponsor «Stake», was soviel heisst wie «Einsatz». Mit diesem Einsatz im höchsten Motorsport-Segment ist nicht etwa ein sportlicher Einsatz, der zur Erzielung von Erfolg unabdingbar ist, gemeint, sondern der Wetteinsatz, wie er im Rahmen etwa von Sportwetten erforderlich ist. «Alfa Romeo» bewirbt demnach eine Sportwetten-Unternehmung, die sich im online-Casino-Business (Stake.com) bewegt. Die Gesellschaft, die Milliarden welcher Währung auch immer umsetzen soll (eingesetzt werden dabei im Casiono-Geschäft insbesondere Crypto-coins), firmiert unter «Stake Crypto Casino & Sports Betting» und soll vom kroatischen Geschäftsmann Mladen Vuckovic geführt werden, der als CEO tätigt ist und als Schlüsselperson des Projektes gilt. Das Unternehmen ist gesellschaftlich u.a. implementiert in Serbien, in den Niederlanden, in Australien, auf Zypern und auf Malta und verfügt über Ableger weltweit. Mit dem Angebot von Sportwetten im Internet und mit dem Betrieb von online-Casinos agiert der neue «Alfa Romeo»-Titelsponsor «Stake» auch teils im juristischen Graubereich. So ist es beispielsweise eher unsicher, ob diese Form der «Stake»-Werbung, welche anlässlich der Formel 1-Rennen rund um den Globus auch in den Schweizer Stuben mitverfolgt werden kann, gemäss dem aktuellen Geldspielgesetz zulässig ist. Zumindest unschön mutet zweifelsfrei die auf den Formel 1-Boliden aus Hinwil angebrachten Schriftzüge «CryptoDATA» an. Die Einsätze im online-Casino-Geschäft erfolgen eben vor allem in der umstrittenen Krypto-Währung.

Der neue Sauber-Hauptsponsor für 2023 aus der schillernden online-Casino-Branche mit Krypto-Einsätzen hat vor dem Formel 1-Saisonstart nicht nur für juristische und ausser-juristische Diskussionen und Kontroversen gesorgt. Vielmehr dürften nun auch die Schweizer Spielbankenkommission aktiv werden und den «Alfa Romeo»-Sponsor genauer unter die Lupe nehmen. Irgendwie widersprüchlich mutet jedenfalls auch der Umstand an, dass das Schweizer Team mit einem Gross-Sponsor paktiert, für den in einigen Ländern, in denen Formel 1-Rennen ausgetragen werden, nicht geworben werden darf. So ist es auf der britischen Insel nicht erlaubt, für Glücksspiele zu werben und in online-Casinos mit Krypto-Währungen zu spielen. Ob die Team-Verantwortlichem mit diesem Deal wohl dem Sprichwort nachleben wollten, dass der Teufel in der Not Fliegen frisst? Affaire à suivre jedenfalls…

Vor einer Aufhebung des Verbots von Rundstreckenrennen

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(causasportnews / red. / 22. Mai 2022) Die Schweiz ist nicht gerade ein Eldorado des Automobilrennsports, weil die kleinmassstäblichen Verhältnisse Rennsportaktivitäten eher weniger begünstigen, die Schweiz über keine Automobilindustrie und keine Rennstrecken verfügt und die Bevölkerung grundsätzlich nicht speziell «pro Automobilrennsport» im eigenen Land eingestellt ist. Zwar verzeichnen etwa die rund um die Welt ausgetragenen Formel 1-Rennen am Schweizer Fernsehen durchwegs hohe TV-Einschaltquoten, die Aktivitäten des einzigen helvetischen Rennstalls «Sauber/Alfa Romeo» (derzeitige Bezeichnung) in Hinwil im Zürcher Oberland werden seit 30 Jahren stark beachtet, doch ist der Wunsch des Schweizerischen Motorsport-Publikums, die Formel 1-Akteure im eigenen Land zu sehen, nicht allzu gross. Das ist wohl auch auf das normierte Faktum zurückzuführen, welches heisst, dass in der Schweiz Rundstreckenrennen verboten sind. So sieht es seit rund 70 Jahren das Strassenverkehrsgesetz (SVG) in Art. 52 (ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt, falls die Belange der Verkehrssicherheit und der Verkehrserziehung berücksichtigt werden) vor. Nun soll dieses gesetzliche Verbot allerdings fallen. Wie der Nationalrat befürwortet die zuständige Ständeratskommission des eidgenössischen Parlaments die Aufhebung des Verbots von Rundstreckenrennen. Das Aufkommen umweltfreundlicher Technologien und die aktuellen Sicherheitsstandards und -möglichkeiten sprechen für eine Aufhebung des Verbotes. Eine Minderheitenmeinung, die ins Feld führte, dass Rundstreckenrennen mit Verbrennungsmotoren aus ökologischen Gründen nicht mehr zeitgemäss seien und am Rundstreckenrennverbot festgehalten werden solle, unterlag in der Ständeratskommission.

Auch wenn das Verbot gemäss Art. 52 SVG in absehbarer Zeit aufgehoben werden dürfte, scheint die Wahrscheinlichkeit gering zu sein, dass demnächst die Formel 1-Boliden zu einem «Grand-Prix-Suisse» in der Schweiz starten werden. Denn wie kaum in einer Sparte wird im Motorsport immer wieder die Sinnfrage gestellt. Nicht alle halten es mit Peter Sauber, dem bald 80jährigen Doyen des Motorsports in der Schweiz, der jeweils auf die Frage nach dem Sinn der Formel 1 und seiner Rennsportaktivitäten mit der Gegenfrage konterte: «Soll denn alles, was Freud macht, sonst noch sinnvoll sein?».