Kein Schachsport-Glamour der Superhirne, aber dennoch WM-Spannung

causasportnews / 1208/12/2024, 5. Dezember 2024

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(causasportnews / red. / 5. Dezember 2024) Seit dem 25. November 2024 duellieren sich die aktuellen Superhirne im Rahmen der Schach-Weltmeisterschaft 2024 auf der zu Singapur gehörenden Insel Sentosa. Spätestens am 13. Dezember sollte klar sein, wer sich als alter oder neuer Schach-Weltmeister inthronisieren lassen kann: Der Titelverteidiger Ding Liren aus China oder der Newcomer in der Szene, der Inder Dommaraju Gukesh. Soeben wurde die Turnierhalbzeit erreicht, und der Ausgang dieses WM-Kampfes ist absolut offen. Beide Kontrahenten errangen bis jetzt je einen Sieg und totalisieren gleich viele Punkte (4). Der Schach-Weltmeister wird heuer nach dem «Best of 14»-Austragungsmodus erkoren. Der Kampf um die Schach-Krone ist auch ein Aufeinandertreffen der Generationen, verkörpert durch das 18jährige, indische Schach-Wunderkind Dommaraju Gukesh und durch den 32 Jahre alten Titelträger Ding Liren. Bis jetzt wurde in Singapur ein ansprechender, teils auch spannender Denksport gezeigt, doch fehlt bei diesem Aufeinandertreffen der Repräsentanten aus China und Indien zweifelsfrei die Extravaganz mit Blick auf die Spieler-Persönlichkeiten, die sich im Banne der 64 Felder einen intensiven, spektakulären Schach-Kampf liefern würden. Ding Liren ist natürlich beispielsweise nicht mit dem exzentrischen Magnus Carlsen zu vergleichen, Bobby Fischer agierte am Brett (auch) engagiert politisch und bewegte sich nicht nur im Schach-Leben zwischen Genie und Wahnsinn. Spektakulär in Erinnerung blieben die Auseinandersetzungen zwischen Gut und Böse, bzw. zwischen West (Amerika) und Ost (Russland): Die Kämpfe am Brett zwischen Boris Spaski (Sowjetunion) und Bobby Fischer (USA) zogen die Menschen auf dem ganzen Planeten in den Bann; es ging mehr als nur um das Spiel. Die derzeitige Schach-WM auf Sentosa findet zwar statt und verläuft spannend, aber Denksport-Glamour versprühen die beiden Akteure am Brett kaum. Wer letztlich Schachweltmeister wird (Dommaraju Gukesh) oder bleibt (Ding Liren) ist kaum abzuschätzen. Die Vorteile der Jugend sprechen für den Inder, Titelverteidiger Ding Liren könnten die nach dem Gewinn des WM-Titels (2023) durchlebten psychischen Instabilitäten einen Strich durch die Erfolgsrechnung machen, auch wenn im Schach der Erfahrung grosse Bedeutung zukommt.

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