Mehr Stimmung und «communiter», weniger citius, altius, fortius

causasportnews / Nr. 1170/08/2024, 13. August 2024

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(causasportnews / red. / 13. August 2024) Seit dem späten Sonntagabend, 11. August 2024, sind die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris Geschichte. Was heisst, die Menschheit in einer schnelllebigen Zeit schaut kurz zurück und wendet sich rasch Künftigem zu. Was bleibt also an Erinnerungen? Bei Konsultation der finalen Medienberichte zur bedeutendsten Sportveranstaltung dieses Jahres wird Paris 2024 praktisch und analytisch auf einen Nenner gebracht: Es herrschte während zwei Wochen in der Stadt der Liebe durchwegs eine gute Stimmung – bei Betonung der jüngsten, olympischen Maxime, «communiter» (gemeinsam, wohl als Synonym gemeint für permanente Festivitäten mit Cirque du Soleil-Attitüden)! Der objektive Betrachter der Szene wird den Eindruck nicht los, als sei diese gute Stimmung über alles der wichtigste Aspekt der Spiele in Paris gewesen. Was sich auch im Klamauk anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten (Alpha) und der Schlussfeier (Omega) manifestierte. Wohl ein Vorgeschmack auf die Spiele 2028 in Los Angeles… Dazwischen herrschte emsiges, sportliches Treiben, aber die olympische Ur-Maxime des citius (schneller), altius (höher), fortius (stärker) alleine, der von der Funktionärs-Elite des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) sinnigerweise noch mit communiter angereichert und für bedeutungsvoll erklärt wurde, stand nicht mehr im Vordergrund.

Zwar wurden in 32 Sportarten 329 Medaillensätze vergeben, aber wer kann in dieser Vielfalt sportlicher Aktivitäten z.B. eine markante Sportpersönlichkeit ausmachen, welche die Spiele in Paris geprägt hat? So bleiben nüchterne Analysen und die göttliche, polit-bezogene Fügung, dass die USA gemäss Medaillenspiegel die erfolgreichste Sport-Nation in Paris war (mit 40 gewonnenen Goldmedaillen, gleichviel wie China übrigens; die Amerikanerinnen und Amerikaner sicherten sich insgesamt 126 Medaillen, China deren 91). Das Gastgeber-Land Frankreich belegte als beste, europäische Sportnation gemäss Medaillenspiegel (total 64 Medaillen) den 5. Platz.

Die Nationen-Bilanzen nach Paris fallen zwiespältig aus. Die Schweiz sicherte sich beispielsweise insgesamt acht Medaillen, wobei lediglich eine goldene Auszeichnung resultierte (in Tokio 2021 gewann die Schweiz immerhin drei Goldmedaillen). Der Schweizer Delegationsleiter, Ralph Stöckli, unterstrich neben der guten Stimmung in Paris die «sehr solide Leistung» der Medaillengewinnerinnen und -gewinner (wobei die Frauen deutlich bessere Resultate erzielten als die Männer). «Solide» bedeutet selbstverständlich mittelmässig und vor allem: In punkto mögliche Leistungen existiert noch «Luft nach oben»; was mit Blick auf die neun undankbaren vierten Plätze Schweizer Sportlerinnen und Sportler eine entsprechende Einschätzung rechtfertigt. Quo vadis Schweizer Sport also (wohin gehst Du?) ist wohl die Frage, die es zukunftsgerichtet zu beantworten gilt (Deutschland ist bei der Lagebeurteilung der Spiele in Paris wenigstens ehrlich: Mit der Medaillenausbeute ist niemand zufrieden). Quo vadis Olympia aber auch wird zum Thema. Mehr Stimmung, Klamauk und Gigantismus geht praktisch nicht mehr. Oder doch? Und in welcher Welt-Metropole soll das noch möglich sein? Deshalb die Flucht nach Hollywood? Darum wird sich nun insbesondere der Nachfolger von IOK-Präsident Thomas Bach kümmern müssen. Der 70jährige Deutsche will seinen Präsidenten-Sessel im kommenden Jahr räumen, was für den Welt-Sport keine schlechte Nachricht darstellt. Gute Chancen auf die Nachfolge von Thomas Bach werden dem ehemaligen, britischen Leichtathleten Sebastian Coe eingeräumt. Der 67jährige, zweifache Olympia-Goldmedaillen-Gewinner und mehrfacher Weltrekord-Halter wäre auch für den globalen Sport ein Hoffnungs-Träger. Zumindest könnte seine Wahl zum IOK-Präsidenten ein globaler Paradigmenwechsel im Sinne des ursprünglichen Sport-Gedankengutes bewirken. Gute Stimmung alleine ist kein nachhaltiges Erfolgsrezept für den olympischen Sport. Natürlich darf Sport auch das Ursprüngliche im Auge behalten, im Sinne des «disportare» (sich zerstreuen); aber nicht nur und nicht noch intensiver als in Paris.