(causasportnews/ red. / 26. Februar 2019) Laut internen Quellen soll der Grasshopper Club Zürich (GCZ) Ende des vergangenen Jahres einen Juniorentrainer freigestellt haben, der in mehreren Fällen Geld in unbekannter Höhe von Eltern angenommen hatte, um deren Kinder diverser Altersklassen speziell zu fördern, indem sie in Jugendteams des Rekordmeisters integriert werden und Einsatzzeiten sowie Probetrainings erhalten sollten. Der Trainer soll geständig sein. Unnobles also beim sog. Zürcher „Nobel-Club“.
Offenbar kommt es immer häufiger vor, dass Trainer und Vereine von verschiedener Seite, Eltern, Betreuer, Spielerberater etc., unter Druck gesetzt werden, damit ihre Schützlinge optimale Förderung erhalten. Dabei sind ihnen fast alle Mittel recht. Sich über diese Zustände zu wundern, ist allerdings verfehlt. Es scheint einem aktuellen, gesellschaftlichen Trend zu entsprechen, dass Kinder ambitionierter Eltern nicht allein durch ihre Leistungen zum Ziel kommen müssen und sollen, sondern der Weg zum Erfolg weitgehend mit tatkräftiger Unterstützung der Eltern geebnet wird. Dieses Phänomen beschränkt sich notorischerweise nicht nur auf den Sportbereich, sondern umfasst gleichsam alle Lebensbereiche. Schon im zarten Kindergartenalter beginnt teilweise der Wettbewerb, indem die Sprösslinge neben Aktivitäten in der Musikschule auch Kinder-Yoga betreiben und Früh-Englisch erlernen müssen. Nach der Einschulung dauert es meistens nicht lange, bevor die Vorbereitungen für die Mittelschule in Angriff genommen werden. Lehrer und Betreuer können ein Lied davon singen, welche Methoden von den Eltern teilweise angewandt werden, um auch minder begabte Kinder zu (vermeintlichen) Superschülern zu formen. Meistens heisst das Zauberwort dann „Stützunterricht“. Will der Lehrer für bessere Noten nicht Hand bieten, wird allenfalls auch anwaltlicher Beistand geordert, um die elterlichen Interessen trotz mangelndem Können durchzusetzen. Die ganze Schul- und Ausbildungszeit ist dann eine Perpetuierung dieses Zustands. Das kann auch schon einmal soweit gehen, dass Eltern sich nicht scheuen, z.B. Uni-Arbeiten durch fachkundige Dritte für ihre Kinder schreiben zu lassen, um möglichst gute Abschlussnoten zu realisieren. Nach dem mit allen Mitteln erwirkten Universitätsabschluss wird der Nachwuchs dann mit Hilfe guter Kontakte der Eltern in einem passenden Unternehmen platziert. Dort ist dann aber in der Regel Schluss mit lustig. Sowohl in einer Unternehmung als auch in einem Sportverein muss der junge Mensch irgendwann selbst Flagge zeigen und Leistung bringen, da Geld und andere Einflussnahmen irgendwann nicht mehr wirken. Dies funktioniert in der Regel nur, wenn wirklich Talente und Begabungen vorhanden sind. Im Sport wird es an der Spitze meist eng. Sie wird durchwegs nur von denen erreicht, die hart gearbeitet haben, über das Glück der Tüchtigen verfügen und nicht alles von den Eltern auf dem Serviertablett präsentiert erhalten.
(Quelle: „Tages-Anzeiger“ Zürich, 26. Februar 2019)