
Game Controller: Wer hier keinen Fussball erkennen kann, hat E-Sport nicht verstanden…
(causasportnews / red. / 1. April 2018) Die Digitalisierung des Lebens macht auch vor dem Sport nicht Halt. Seit langer Zeit dient der Computer insbesondere als Mittel zum Zweck und wird im Rahmen des Sports vielfältig eingesetzt. So weit, so klar. Nun ist der Computer im Sport aber auch markant Selbstzweck geworden; was insbesondere den Fussball anbelangt, ist ein spezieller Trend auszumachen: „E-Sport“ heisst das Zauberwort, das die Vereinslandschaft künftig verändern und prägen könnte (vgl. hierzu auch „Causa Sport“ 2/2017, 119 ff.). “E-Sport“ ist an sich nichts anderes als ein Sportwettkampf – z.B. ein Fussballspiel –, der elektronisch, also mit den Händen am Computer, ausgetragen wird. Um „E-Sport“ ist bereits ein Glaubenskrieg ausgebrochen – vor allem, weil in diesem Segment ein gigantisches Marktpotential steckt. Die Vorfrage stellt sich grundsätzlich: Ist „E-Sport“ überhaupt Sport?Dass die Erscheinungen, die gegenwärtig unter dem Schlagwort „E-Sport“ zusammengefasst werden, als „Sport“ bezeichnet bzw. mit diesem Begriff in Verbindung gebracht werden (können), hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass der Terminus „Sport“ seinerseits eine erhebliche Unschärfe aufweist (vgl. dazu nur etwa Urs Scherrer/Remus Muresan/Kai Ludwig, Sportrecht, 3. Aufl. 2014, 299 f.). Dies führte in der Vergangenheit u.a. dazu, dass bereits das Schachspiel als Sport qualifiziert wurde. Damit ist aber der Weg nicht weit, dem „E-Sport“ tatsächlich ebenfalls Sportcharakter zu attestieren.
Der organisierte Fussballsport macht sich bereits Sorgen, dass die Jugend künftig vom Gang in die Fussballstadien absehen und sich nur noch dem „E-Sport“ zuwenden könnte. Der Präsident des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel, hat hierzu (s)eine eigene Meinung. Fussball gehöre auf den Rasen und habe mit Computerspielen nichts zu tun, liess er verlauten, „E-Sport“ bedeute für ihn übrigens eine „absolute Verarmung“ lässt er sich zitieren. Es tönt ein bisschen wie bezüglich „Facebook“: Das exhibitionistische Treiben im Netz, an dem jede(r) Teilnehmer/in freiwillig mitmacht, erfreut sich nach wie vor grosser Nachfrage. Selbstverständlich erkennt der DFB-Präsident die Konkurrenz, die dem Spiel auf dem Rasen mit dieser Computer-Disziplin erwächst. Sogar der nach einem halben Jahr unsäglichen Verhandelns abgeschlossene Koalitionsvertrag zwischen den regierungsbildenden Parteien in Deutschland befasst sich mit dem „E-Sport“ als eine sportliche Komponente. Von der Staatsministerin für Digitalisierung im Kanzleramt verlautete bereits, das Thema werde von der neuen, alten Bundesregierung mit Priorität behandelt – die regierenden Parteien in Deutschland haben erkannt, dass es keine (Jung-)Wählerstimmen bringt, gegen „E-Sport“ zu sein. Dass „E-Sport“ unter „Sport“ läuft, belegt auch das Verhalten des Weltfussballverbandes FIFA: Seit geraumer Zeit wird unter der Ägide des Verbandes eine virtuelle Fussball-Meisterschaft („FIFA eWorld Cup“) durchgeführt. In weiser Voraussicht haben die Funktionäre in der Weltverbands-Zentrale in Zürich erkannt, dass der „E-Sport“ organisatorisch ins fussballerische Gesamtgefüge integriert werden muss, um keine Parallel-Fussballorganisation aufkommen zu lassen; auch aus wirtschaftlicher Sicht darf künftig diesem digitalen Zweig im Rahmen des globalen Fussballs einiges an Kredit eingeräumt werden.