causasportnews / Nr. 1168/08/2024, 4. August 2024

(causasportnews / red. / 4. August 2024) War das ein Bild, als die drei erstplatzierten Medaillengewinnerinnen nach dem 50-Meter-Kleinkaliber-Dreistellungskampf in Paris zur Sieger(innen)ehrung antraten: Zuoberst auf dem Treppchen stand Chiara Leone, welche für die erste goldene Medaille der Schweizer Mannschaft an den Olympischen Spielen in Paris sorgte! Flankiert wurde die 26jährige Fricktalerin von der Amerikanerin Sagen Maddalena (2. Rang) und der Chinesin Qiongyne Zhang (3. Rang). Die Schweiz also zuoberst, umrahmt von den Vertreterinnen der USA und China. War dies das Abbild der neuen Stärkeverhältnisse in der Welt unter der Regie der Schweiz (eher nicht), oder waren es sogar die Vorboten einer neuen Weltordnung auf dem Planeten (auch eher nicht), die dank und wegen Olympia eingeläutet wurde? Oder war es ein Bild mit Symbolcharakter (wohl eher)? In der Welt bekämpfen sich die USA und China, wo es nur geht; der Kampf West (USA) gegen Ost (China) tobt an allen Fronten und überall in der Welt – auch auf «Stellvertreter»-Ebene. Dazwischen die Schweiz, welche vor allem dank ihrer Neutralität immer noch zwischen den Grossmächten zu vermitteln im Stande ist (vgl. z.B. die kürzlich abgehaltene Friedenskonferenz auf dem «Bürgenstock» bei Luzern, welche die Weichen für Frieden im Ukraine-Krieg stellen sollte). Wie dem auch sei: Das Bild von der Siegerehrung mit einer Schweizerin zuoberst auf dem Podest und Sportlerinnen aus USA und aus China auf den Plätzen zwei und drei ist ein Monument für die Ewigkeit.
Der Erfolg von Chiara Leone in Paris verzückte die Schweiz. Allerdings nicht vollumfänglich. Für die Linken in der Eidgenossenschaft war es wohl nicht so bereichernd, dass die erste Goldmedaille der Schweiz einer Schützin zu verdanken ist. Ausgerechnet einer Athletin in einer Sportart, welche so gar nicht ins ideologische Weltbild der Linken passt und zudem der Sphäre des Armeewesens zuzurechnen ist. Der Schiess-Sport ist eher als Domäne der Rechten zu qualifizieren, und in der Schweiz wird diese Sportart insbesondere als Lieblingsdisziplin der Anhängerinnen und Anhänger der Schweizerischen Volkspartei (SVP) angesehen. Diese zeigt jeweils Entschlossenheit, die Freiheit und die Neutralität des Landes unter Umständen auch mit Waffengewalt zu verteidigen. Für die Linken sind diese Spiele in Paris so oder so eine eher schwer verdauliche Angelegenheit, prävaliert doch der Nationalismus (vgl. den Medaillenspiegel, mit – horribile est dictu – derzeit China an der Spitze!) – geradezu ein Gräuel für das linke Lager. Noch eine Woche wird an der Seine um Olympia-Medaillen gekämpft. Wenigstens ein Lichtblick für die linke Szene in der Schweiz: Die Wahrscheinlichkeit, dass in einem Schiess-Wettkampf nochmals eine goldene Auszeichnung resultieren könnte, ist eher gering.
