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Vor 30 Jahren platzte im internationalen Fussball eine sport-juristische «Bombe»

causasportnews.com – 116/2025, 18. Dezember 2025

(causasportnews / red. / 18. Dezember 2025) Vor ziemlich genau 30 Jahren, am 15. Dezember 1995, platzte in Europa eine sport-juristische «Bombe», die den organisierten Fussball in Europa nachhaltig veränderte. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg entschied in einem Vorabentscheidungsverfahren zu Gunsten des belgischen Berufs-Fussballspielers Jean-Marc Bosman und erkannte im konkreten Fall, dass die im Gemeinschaftsrecht (Art. 48 des EWG-Vertrages; heute Unionsrecht) verankerte Arbeitnehmerfreizügigkeit des Fussball-Professionals verletzt worden sei. Gewichtiger als diese Entscheidung des EuGH vom 15. Dezember 1995 (Rs. C-415/93, Slg. 1995 I-4921) im konkreten Fall wog der Umstand, dass das internationale Transfersystem im Fussball durch dieses Gerichtsurteil zur Makulatur wurde, und dies letztlich nicht nur im EU-Raum. Der in Zürich domizilierte Internationale Fussballverband (FIFA) und vor allem der Europäische Fussballverband (UEFA) mit Sitz in Nyon bei Genf sahen sich im Nachgang zum «Fall Jean-Marc Bosman» gezwungen, das internationale Transfersystem im Fussball zu ändern und das Spannungsfeld zwischen Arbeits- und Transferrecht zu entschärfen. Dies war insofern bemerkenswert, weil bis zum Urteil des EuGH in der «Causa Bosman» die genannten Verbände warnende Stimmen seitens der Rechtswissenschaft bezüglich des damals geltenden Transfersystems in den Wind schlugen und darauf vertrauten, dass keine Gerichte dieser Welt der FIFA und der UEFA, zwei Verbände ausserhalb der EU, juristisch etwas anhaben konnten. Bis zum Entscheid aus Luxemburg war es möglich, dass ein Fussball-Professional trotz eines beendeten Arbeitsvertrages seinen (ehemaligen) Klub und Arbeitgeber nur gegen Bezahlung einer Ablösesumme (Transferzahlung) an den ehemaligen Arbeitgeber des Spielers verlassen konnte und zu einem neuen Klub (Arbeitgeber) wechseln durfte. Diese «Freigabe» für einen wechselwilligen Spieler wurde vom abgebenden Klub nur erteilt, falls ein Konsens der beiden an einem Transfer beteiligten Klubs über die Bezahlung einer reglementarisch, verbandsrechtlich festgelegten Ablösesumme erzielt wurde. Kam eine solche Einigung nicht zustande, konnten die involvierten Verbände die Erteilung der Transfer-Freigabe grundsätzlich verweigern; der Spieler durfte mit dem neuen Klub arbeitsvertraglich nicht kontrahieren. Das Kernstück des Urteils aus Luxemburg bildete der Umstand, dass u.a. die Arbeitnehmerfreizügigkeit verletzt und ein wechselwilliger Spieler diskriminiert werde, falls sich ein Berufs-Fussballspieler nach beendetem Arbeitsvertrag einen neuen Klub (Arbeitgeber) suchen wollte (vgl. zu den Details des Falles des belgischen Professionals Jean-Marc Bosman u.a. Urs Scherrer / Remus Muresan / Kai Ludwig, Sportrecht, Eine Begriffsbestimmung, 3. Auflage, 2014, 69 ff.). Mit der Entscheidung des Luxemburger Gerichtshofs zu Gunsten des belgischen Akteurs wurde das Ende des «Freigabe-Systems» im Fussball eingeläutet. Dies bedeutete eben, dass ein Fussballspieler bei beendetem Arbeitsvertrag grundsätzlich nicht am Übertritt zu einem anderen Arbeitgeber gehindert werden konnte und ein solcher Transfer auch nicht mehr durch bis dahin reglementarisch vorgesehene Ablösezahlungen zu verhindern war. Der Entscheid aus Luxemburg veranlasste die Sportverbände insbesondere in Europa, aber auch weltweit (die FIFA musste also Folge des Urteils das Transfersystem global harmonisieren), die bis dahin geltenden, jedoch das Freizügigkeitsrecht verhindernden und verletzenden Verbandsbestimmungen aufzuheben. Seither und bis heute gelten die unisono angewendeten Bestimmungen zu den Ausbildungsentschädigungen. Kein sport-juristischer Vorgang nach 1995 und bis heute verfügte über eine derartige Sprengkraft wie damals der «Fall Jean-Marc Bosman», der als «sport-juristische Bombe» in die Sportgeschichte einging. Der belgische Fussball-Professional, der sportlich nicht gerade als «Überflieger» galt, machte sich mit seinem erfolgreichen Gang bis zum EuGH jedenfalls unsterblicher als noch so berühmte Stars der Fussball-Szene, die Juristenfutter abgaben. Auch heute noch wird der «Fall Jean-Marc Bosman» bemüht, wenn ein spektakulärer Gerichtsfall ins Haus steht. In den Medien wird dies dann etwa so vermeldet: «Ein neuer ‘Fall Bosman’ im Sport?».

Marginalisiert ein NHL-Boykott die Bedeutung des Olympia-Eishockey-Turniers 2026?

causasportnews.com – 115/2025, 15. Dezember 2025

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(causasportnews / red. / 15. Dezember 2025) Bis die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und in Cortina d’Ampezzo am 6. Februar beginnen werden, dauert es noch rund eineinhalb Monate. Am Olympia-Eishockey-Turnier sollen an den XXV. Olympischen Spielen in Italien auch erstmals die Eishockey-Professionales der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) teilnehmen. Die NHL kann als mächtigste und renommierteste Eishockey-Liga der Welt bezeichnet werden. Die erstmalige Teilnahme der NHL-Professionals bedeutet für die Olympischen Spiele und das Internationale Olympische Komitee (IOK) als Veranstalter des grössten Sport-Spektakels der Welt eine entsprechende Aufwertung. Die Spieler der NHL, die für Olympia vorgesehen sind, wollen selbstbewusst unter dem Schlagwort auftreten: « Die Besten treffen auf die Besten».

Nun sorgt, kurz vor dem Olympia-Countdown, eine Drohung von Übersee für Unruhe und Verunsicherung. Die Rede ist von einem Olympia-Boykott seitens der NHL-Berufsspieler, die sich an zwei Gegebenheiten in der Multifunktionsarena im Mailänder Stadtteil Santa Giulia stören und am bereits aufgetragenen Lack des Prunkstücks der Olympischen Winterspiele 2026, am Olympia-Eishockey-Turnier mit NHL-Berufsspieler-Beteiligung, kratzen. Es würde für das Turnier und das IOK eine Blamage sondergleichen bedeuten, wenn die NHL-Professionals statt vom 6. bis zum 22. Februar 2026 in Italien um Olympisches Edelmetall kämpfen in Nordamerika bleiben würden. Dass ein Olympia-Boykott der NHL-Spieler überhaupt angedacht und jetzt offen ausgesprochen wird, hat zweierlei Gründe: Einmal ist der Ärger um das Eishockey-Turnier wegen der Grösse der Spielfläche in der «Santagiulia Ice Hockey Arena» entbrannt. Eine Eisfläche nach NHL-Standards ist 200 Fuss lang und 85 Fuss breit. Die Fläche in Mailand ist allerdings nur 197 Fuss lang; sie ist also rund einen Meter kürzer als Diejenige, auf dem die NHL-Professionals zu spielen pflegen. Gravierender scheint jedoch der Umstand zu sein, dass die Eisqualität in der Mailänder Arena zu wünschen übriglässt und offenbar ein Verletzungsrisiko darstellt. Die ungenügende Bespielbarkeit des Eises könnte zudem zu vermehrten Spielunterbrüchen führen. Kurz und knackig hiess es aus der NHL-Zentrale: «Wenn die Spieler das Eis für unsicher halten, werden wir natürlich in Mailand nicht spielen.». Die beiden monierten Mängel sind aus der Sicht der NHL behebbar. Doch die Zeit bis zum Olympia-Beginn wird knapp. Den Italienern ist die Boykottdrohung aus Nordamerika in die Knochen gefahren. Das Problem der Abmessungen der Eisfläche kann wohl im Rahmen eines Olympia-NHL-Kompromisses gelöst werden; letztlich ist dies eine Diskussion im Spannungsfeld zwischen IOK-Vorgaben und NHL-Standards. Die Eisqualität lässt sich wohl optimieren, allenfalls mit Hilfe von Spezialisten aus Nordamerika, welche dort auch für diesen Faktor geradestehen. Auch wenn die Olympia-Boykottdrohung durchaus ernst zu nehmen ist, sei an dieser Stelle die Prognose gewagt, dass die NHL-Spieler am Olympia-Turnier in Italien teilnehmen werden. Die Bedeutung des Olympia-Eishockey-Turniers mit NHL-Beteiligung dürfte also nicht durch einen Boykott marginalisiert werden.

Anschuldigungen, Ärger und Streit um das «Citius» in den Bergen

causasportnews.com – 114/2025, 13. Dezember 2025

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(causasportnews / red. / 13. Dezember 2025) Aufsehen erregende Erstbesteigungen in den Bergen gehören der Vergangenheit an. Die berühmtesten Gipfel sind durchwegs nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals bezwungen worden. Seit einiger Zeit hat sich nun eine Bergsport-Disziplin etabliert, bei der nicht das Erklimmen von Bergen im Vordergrund steht, sondern es geht um das «Citius» am Berg: Wer besteigt einen Berg oder durchsteigt eine Wand am schnellsten? In dieser Disziplin lassen sich dann auch flankierende Varianten ausmachen: Wer besteigt einen Berg am schnellsten ohne Seil-Hilfe oder ohne Sicherung? Wer ist alleine oder zu zweit unterwegs? Wer steigt am schnellsten auf in einer Zweier-Gruppe, gleichgeschlechtliche Bergsportler(innen) oder  gemischte Gruppen? Bei diesem «Speed»-Bergsteigen ist unbestrittenermassen eine objektive Grösse auszumachen: Die Zeit. Wie diese Zeit erreicht wird, ist eine andere Sache. Es hat sich nun ergeben, dass in dieser Disziplin offenkundig geworden ist, dass eine «Speed»-Leistung am Berg nicht nur auf dem messbaren und immer gleichbleibenden Faktor «Zeit» beruht. Es kann also bekanntlich nur Gleiches mit Gleichem und Ungleiches mit Ungleichem gemessen werden. Beispielsweise lässt sich eine «Speed»-Leistung am Berg korrekterweise nur bei Begehung einer gleichen Route vergleichen. Wer die Zeit für die Durchsteigung der Eigen-Nordwand unterbieten will, kann dies vergleichsweise nur bei genau gleicher Routenwahl und unter Verwendung gleicher (Hilfs-)Mittel realisieren. «Speed»-Aktivitäten am Berg lassen sich demnach nur vergleichen, wenn alle Neben-Faktoren klar, transparent und nachweislich vergleichbar sind.

Seit Monaten schwelt in der Schweizer Extrem-Bergsteiger-Szene ein Streit über die Begehung der drei Nordwände von Eiger, Mönch und Jungfrau («Nordwand-Trilogie») im Berner Oberland. Der 2017 in Nepal tödlich verunfallte Professional-Bergsteiger Ueli Steck schaffte vor mehr als 20 Jahren die Durchsteigung dieser drei Nordwände, zusammen mit seinem Kletter-Partner Stephan Siegrist, in knapp 25 Stunden. Die Leistung der beiden Extrem-Alpinisten wurde in den Folgejahren von niemandem mehr erreicht. Bis es in diesem Jahr dem Berner Professional-Bergsteiger Nicolas Hojac mit seinem Österreichischen Kletterpartner Philipp Brugger gelang, diese drei Nordwände im Berner Oberland in einer Rekordzeit von 15,5 Stunden zu bezwingen. Seither ist im Extrem-Bergsteiger-Milieu Feuer im Dach. Der 33jährige Berner Nicolas Hojac ist mit happigen Vorwürfen an die Adresse von Ueli Steck und Stephan Siegrist an die Öffentlichkeit getreten. Die Rede ist von unkorrekten Vorgehensweisen, von Intransparenz, von Manipulation, ja sogar von Betrug. Steck / Siegrist hätten es bezüglich ihrer Nordwand-Durchsteigungen im Jahr 2004 an der erforderlichen Transparenz fehlen lassen und etwa nie erwähnt, dass sie an der Jungfrau-Nordwand auf den letzten 50 Metern ein Fixseil benutzt hätten – ein krasser Vorteil am Berg. Nicolas Hojac ist zu diesem Thema mit einer Dokumentation an die Öffentlichkeit getreten, mit einem Ingress, der es in sich hat: «In dieser Dokumentation geht es um die Beweislage der Begehung der drei Nordwände von Eiger, Mönch und Jungfrau durch Stephan Siegrist und Ueli Steck im Jahr 2004, den damaligen Betrug und die anschliessenden Manipulationen durch Stephan Siegrist im Jahr 2025.» – Eine wahrlich unrühmliche Angelegenheit mit Anschuldigungen, mit Ärger und Streit, die an sich gar nicht zu den Schönheiten der Bergwelten und der Bergsport-Aktivitäten passen. Aber eben: Soll Gleiches mit Gleichem verglichen werden, was an sich oft schon schwierig anmutet, ist zumindest Transparenz das Mass aller Dinge.

(Quelle: «Tages-Anzeiger», Zürich)

Peinliche Präsidenten mit ebensolcher Dame

causasportnews.com – 113/2025, 8. Dezember 2025

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(causasportnews / red. / 8. Dezember 2025) Die Gruppen-Auslosung mit Blick auf die Fussball-WM-Endrunde 2026 in den USA, in Kanada und in Mexiko am letzten Freitag, 5. Dezember 2025, in Washington D.C. verkam zur erwarteten Summierung von Peinlichkeiten. Es kam alles noch schlimmer als zuvor befürchtet. Zwar drang im Vorfeld dieser Veranstaltung, die so zwingend war wie jeweils das aufgeblasene World Economic Forum in Davos, durch, dass US-Präsident Donald Trump den Friedenspreis des Weltfussballverbandes FIFA erhalten würde. Diese Auszeichnung der dem Sport entrückten FIFA ist eine Art Trostpreis für den amerikanischen Machtmenschen und Selbstdarsteller, der mit dem Friedens-Nobelpreis gerechnet hatte und krachend scheiterte; und nun also der Fussball-Preis statt der Nobel-Preis. So sei es denn, zumal der US-Präsident bisher für den Frieden ziemlich gar nichts getan hat – im Gegenteil. Doch die Übergabe dieser neu und wohl eigens für Donald Trump geschaffene Trophäe und das ganze Vergabe-Drumherum in Washington zeigten schliesslich, dass es im Weltfussball unter dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino noch anbiedernder als zuvor erwartet gehen kann. Zwei an Peinlichkeiten nicht mehr zu überbietende Präsidenten spielten der Welt einen Klamauk vor, der mit Sport nichts, mit Gefälligkeits-Politik und unmoralischem Polit- und Wirtschaftsgeschacher sehr viel zu tun hatte. Zu dieser Schmierenkomödie passte als Moderatorin die selbstgefällige Nervensäge Heidi Klum, die bereits anlässlich der WM-Endrunde 2006 in Deutschland nicht zu vermeiden war, und welche die Peinlichkeiten um Donald Trump und Gianni Infantino zur Formvollendung brachte. Peinliche Präsidenten mit ebensolcher Dame, lautete das Fazit nach der Gruppen-Auslosung. Das Gekungel der beiden Präsidenten von FIFA und USA war zum Fremdschämen, wie die Schweizer Medien nach dieser Show in Washington bilanzierten. Schliesslich ist Gianni Infantino (auch) Schweizer, und der Fussball-Weltverband FIFA hat seinen Sitz (immer noch) in Zürich. An diesem Anlass in den Staaten, an dem der FIFA-Präsident erpicht war, mit dem US-Präsidenten auf Augenhöhe zu wirken, zog der Walliser durch seine Anbiederungen gegenüber Donald Trump die wohl längste Schleimspur eines Sport-Funktionärs in der Sport-Geschichte, die je gezogen wurde; entsprechend einig waren sich die Journalisten weitgehend. Und: Eine solche verkommene FIFA soll am Wegzug aus der Schweiz in keinem Fall mehr gehindert werden. Bezüglich Gianni Infantino wurden aufgrund seines Verhaltens Vermutungen geäussert, ob beim 55jährigen Walliser noch alles in Ordnung sei. Denn bereits vor der WM-Endrunde in Katar 2022 outete sich der skurrile Selbstdarsteller, dem teils mehr Bauernschläue als ein brillanter Geist attestiert wird (dicitur), als er sich vor der Fussball-Community dergestalt äusserte, er fühle sich «katarisch», «arabisch», «afrikanisch», «schwul», «behindert», und «als Gastarbeiter» und provozierte diese Einschätzungen geradezu. Oder wird Gianni Infantino durch sein Verhalten ein Stück weit einfach seinem Namen gerecht (lateinisch infans bedeutet schliesslich das unmündige Kind)?

Internationale und Schweizer Medien droschen nach den Peinlichkeiten von Washington auf den FIFA-Präsidenten ein. Seine Nähe zum US-Präsidenten mit deutschen Wurzeln, der immer mehr zum Europa-Gegner mutiert (nach dem versagten Nobel-Preis-Debakel sowieso), wird weitgehend als problematisch qualifiziert. Juristen sehen im selbstgefälligen Treiben und im Buhlen von Gianni Infantino um die Gunst des US-Präsidenten einen krassen Verstoss gegen den Zweck-Artikel der FIFA (Art. 2). Was die FIFA nach den Kritiken am FIFA-Präsidenten offiziell dementierte, was die Peinlichkeiten von Washington nur noch perpetuierte. Entscheidend ist in dieser dem Sport entrückten FIFA-Welt: Kein Nationalverband hat ein Interesse daran, Gianni Infantino wegen eines derartigen Statuten-Verstosses zur Räson zu bringen oder vor die Ethikkommission des Verbandes zerren zu lassen, solange der Geldregen des Verbandes mit Sitz in Zürich über die FIFA-Mitglieder prasselt.

Russland an Olympia, Israel am Eurovision Song Contest dabei

causasportnews.com – 112/2025, 6. Dezember 2025

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(causasportnews / red. / 6. Dezember 2025) Die Olympischen Winterspiele 2026 werden ziemlich genau in zwei Monaten eröffnet werden. Vom 6. bis zum 22. Februar 2026 trifft sich der Weltsport in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Seit geraumer Zeit wird darüber räsoniert, ob die Kriegstreiber-Nation Russland an diesem Fest der Sport treibenden Jugend dabei sein wird oder nicht. Nun scheint es klar zu sein: Russland und das mit dem Krieg führenden Russland verhängte Weissrussland werden am Event des Weltsports in Italien teilnehmen. Diese Entscheidung hat nicht etwa der Schirmherr der Olympischen Spiele, das Internationale Olympische Komitee (IOK) mit Sitz in Lausanne, gefällt, sondern der Internationale Sport-Schiedsgerichtshof (TAS, Tribunal Arbitral du Sport), zufälligerweise ebenfalls mit Sitz in Lausanne. Signifikanterweise wurde dieser Entscheid also von einem (sog.) unabhängigen Sport-Schiedsgericht gefällt, was den Sport-Politikerinnen und -Politikern also ermöglichte, diese heisse Kartoffel an die Justiz weiterzureichen. Das wurde von der Sportpolitik geschickt eingefädelt. Der Internationale Skisport-Verband (FIS, International Ski and Snowboard Federation) hat, wohl zur Gesichtswahrung, für eine Ausschliessung von Athletinnen und Athleten aus dem Krieg führenden Russland und dem Vasallenstaat Weissrussland von den Spielen in Italien votiert, wohl einkalkulierend, dass sich dann die beiden Länder das Teilnahmerecht für ihre Sportlerinnen und Sportler am Tribunal Arbitral du Sport erstreiten würden. Hier bleibt anzufügen, dass das IOK äusserst Russland-lastig ist, auch nach dem Abgang des langjährigen IOK-Präsidenten Thomas Bach.  So war es kalkulierbar, dass der juristische, rechtsprechende Wurmfortsatz des IOK, das Tribunal Arbitral du Sport, pro Teilnahme Russlands und Weissrusslands auf Bestreben der beiden nationalen Skiverbände an den Spielen vom Februar 2026 entscheiden würde. Die teilnehmenden Athletinnen und Athleten werden unter neutraler Flagge antreten. Zwar könnte in dieser Causa noch das Schweizerische Bundesgericht, einen Steinwurf entfernt vom TAS in Lausanne gelegen, angerufen werden. Doch auch hier müsste wohl in Anlehnung an den Evangelisten Markus, 10.25, gesagt werden: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass das Bundesgericht einen Entscheid des Tribunal Arbitral du Sport umstossen würde. Weshalb sollten Sportlerinnen und Sportler des Kriegstreiber-Landes Russland auch vom Sport ausgeschlossen werden? Schliesslich darf auch Anna Netrebko trotz ihrer Nähe zum Russland-Herrscher Wladimir Putin auf den Opern-Bühnen der Welt auftreten, auch in den berühmten Opernhäusern Italiens! Der Applaus ist ihr rund um die Welt sicher.

Mit derselben Thematik, bzw. Problematik, wie der Sport sieht sich derzeit die internationale Event-Branche konfrontiert. So wurde an der Generalversammlung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) beschlossen, Israel an der 70. Ausgabe des Eurovision Song Contest (ESC) vom 12. bis zum 16. Mai 2026 in Wien mitwirken zu lassen. Der Song Contest ist schon lange kein Musik-Wettbewerb mehr; bewertet werden vor allem Ideologien, für die Künstlerinnen und Künstler musikalisch gefärbt einstehen. Deshalb wäre ein Ausschluss Israels wegen des Brutalo-Krieges im Gaza ein anachronistischer Vorgang. Allerdings sehen das nicht alle Teilnehmer am Musik-Wettbewerb so. Nachdem die Teilnahme Israels an der 70. Auflage in Wien im kommenden Mai beschlossen worden war, erklärten namhafte Länder, etwa Spanien und die Niederlande, den Anlass wegen des von Israel geführten, völkerrechtswidrigen  Krieges in Gaza und dem damit verbundenen Leiden und Sterben der Zivilbevölkerung boykottieren zu wollen.

So wartet die Welt nun gespannt auf allfällige Reaktionen nach dem Zulassungs-Entscheid des Lausanner Sportgerichts bezüglich der Olympischen Spiele in Italien. Wetten, dass Marco Odermatt, Vincent Kriechmayr, Lucas Pinheiro Braathen, Mikaela Shiffrin, Sofia Goggia, und andere Top-Athleten und -Athletinnen in zwei Monaten Olympia in Italien nicht boykottieren werden, obwohl russische und weissrussische Athletinnen- und Athleten dabei sein werden?

Ein Rekord besonderer Art in den Schweizer Bergen

causasportnews.com – 111/2025, 2. Dezember 2025

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(causasportnews / red. / 2. Dezember 2025) Das allmählich zu Ende gehende Jahr 2025 bescherte der Menschheit auch eine Vielzahl von Rekorden, getreu dem Olympia-Motto «citius, altius, fortius» (schneller, höher, stärker; 2021 gesellte sich noch das «communiter», gemeinsam, dazu). Ein Rekord besonderer Art und basierend auf «citius» schaffte der gebürtige Deutsche Tim Effenberger, der seit einigen Jahren in Zürich wohnt, in den Schweizer Bergen. In lediglich 60 Tagen besuchte er im Herbst 2025 alle 151 Hütten des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) – ein Speed-Rekord mit Seltenheitswert. Der gelernte Physiotherapeut realisierte bei seinen Bergsportaktivitäten, dass wohl noch niemand alle SAC-Hütten auf dem Gebiet der Schweiz im Schnell-Durchlauf besucht hatte. Diese Herausforderung nahm er an, obwohl es ihm nicht darum ging, einen Speed-Rekord aufzustellen. In lediglich 60 Tagen 1670 Geh-Kilometer zu absolvieren und 139 000 Höhenmeter abzuspulen, war nicht ganz ohne. Jedenfalls waren Mensch (Bergsportler Tim Effenberger) und Material (der Deutsche verbrauchte auf seiner Tour sieben paar Trailrunning-Schuhe) gefordert. Inspirieren liess sich der 37jährige Freizeitsportler von einer Schweizer Berghütten-Dokumentation, die er vor Jahren betrachtete. Begleitet wurde Tim Effenberger bei seinem anspruchsvollen Projekt in den Schweizer Bergen von seinem Vater und seiner Hündin «Bela». Der Deutsche ist vom SAC, dem führenden Bergsportverband mit rund 180 000 Mitgliedern, der die Hütten in den Schweizer Alpen und Bergen unterhält und betreibt oder betreiben lässt, begeistert. Das Abenteuer bedingte eine minutiöse Planung, weil Tim Effenberger genau 60 Freitage für dieses Projekt einsetzen konnte. Dennoch war Improvisieren gefragt. Müssig zu sagen, dass der Plan des Wahl-Zürchers nur gelingen konnte, weil er, mit Hilfe seines Vaters, auf einer ausgeklügelten Logistik basierte. Speziell war der Speiseplan während der Hütten-Tour: Etwa 1000 Kilokalorien pro Stunde verbrauchte Tim Effenberger. Er nahm während des Tages ausschliesslich Kohlenhydrate in flüssiger Form zu sich. Pro Tag war er fünf bis 12 Stunden unterwegs. Nach getanem Tageswerk verdrückte er jeweils abends Berge von Spaghetti. Die Hütten und das Leben darin faszinieren den Bergsportler. Derzeit wertet er nach überstandenem Abenteuer Hunderte von Bildern und zahlreiche Drohnenvideos aus. Das Material soll im Rahmen einer Dokumentation verarbeitet werden. Damit er in Erinnerung «an die schönste Zeit in meinem Leben» schwelgen kann, wie er sagt. Tim Effenberger wäre jedoch nicht Tim Effenberger, wenn er den künftigen Verlockungen der Berge nicht widerstehen könnte.

Der Ukrainer Aonishiki Arata sorgt für eine sport-historische Sensation und gewinnt in Japan sein erstes Sumo-Turnier

causasportnews.com – 110/2025, 28. November 2025

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(causasportnews / red. / 28. November 2025) Der legendäre Hawaiianer Akebono Taro (mit bürgerlichem Namen Chadwick Haheo Rowan), der im April 2024 im Alter von 55 Jahren an Herzversagen starb, revolutionierte das Sumo-Ringen in Japan. Als erster Nicht-Japaner erreichte er den Rang eines «Yokozuna», den höchsten Rang im Sumo, und sicherte sich dadurch einen Kult-Status. Schickte sich Akebono, was «Morgenröte» heisst, an, mit seinen 230 Kilogramm Kampfgewicht, bei einer Körpergrösse von 204 Zentimetern, sich von einem Bein auf das andere zu bewegen, brandete ihm tosender Applaus in den Wettkampfstätten Japans entgegen. Sein Tod stürzte Japan in eine Depression. Nun könnte ein weiterer Nicht-Japaner in die Fussstapfen von Akebono Taro treten. Soeben hat der erst 21jährige Ukrainer Danylo Yavhusishyn, der als Sportler unter dem Namen Aonishikiti Arata aktiv ist, ein Sumo-Turnier in Japan gewonnen – eine sport-historische Sensation. Der geflüchtete Ukrainer begann in seiner Heimat im Alter von sieben Jahren mit Sumo und holte Titel um Titel. Als Russland 2022 die Ukraine überfiel, flüchtete Aonishiki Arata im Alter von 17 Jahren nach Deutschland und entging damit der Wehrpflicht in der Ukraine; von dort ging es weiter nach Japan, wo er konsequent an seiner Sumo-Karriere arbeitete. Als erster Ukrainer gewann der gegenüber Akebono Taro verhältnismässig leichte (140 Kilogramm) und nicht übermässig grosse (183 Zentimeter) Athlet nun in Japan ein Sumo-Turnier. Mit diesem Sieg, der als «historisch» gilt, steigt der 2022 geflüchtete Ukrainer zum Rang des «Ozeki» auf; es ist dies der zweithöchste Rang im Sumo-Sport. Anlässlich seines Turnier-Erfolgs besiegte er in Fukuoka im Norden der Insel Kyushu den Mongolen Hoshoryu Tomokatsu, Träger des höchsten Titels, den des «Yokozuna» im Sumo-Sport. Nicht nur wegen seines sportlichen Grosserfolgs eroberte Aonishiki Arata die Herzen der Japaner im Nu. Obwohl er erst vor vier Jahren nach Japan kam, ohne ein Wort japanisch zu sprechen, gewann er die Sympathien der Inselnation im Pazifik mit den in japanischer Sprache gehaltenen Worten: «Ich bin sehr glücklich, dass ich eines meiner Ziele erreichen konnte».

(Quelle: «Tages-Anzeiger», Zürich)

Israelisches Radsport-Team als Opfer des Gaza-Krieges

causasportnews.com – 109/2025, 26. November 2025

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(causasportnews / red. / 26. November 2025) Es ist bekannt, dass vor allem Sportfunktionäre gebetsmühlenartig die Trennung von Sport und Politik beschwören. Kaum jemand glaubt allerdings daran, weshalb dieser fromme Wunsch auch permanent unglaubwürdig geäussert wird. Niemand bestreitet allerdings, dass Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen keinen Einfluss auf den Sport oder auf die Entertainmentbranche im Allgemeinen hätten. In diesem Jahr herrschte wegen des Gaza-Krieges, den Israel mit Härte gegen das Land und die Menschen Palästinas führte und teils immer noch führt, weit mehr als nur eine anti-israelische Stimmung im Rahmen des Eurovision Song Contest (ESC), der deswegen ab kommendem Jahr mit neuen Zulassungsbedingungen versehen werden wird.- Indirekte Proteste gegen das totalitäre Russland branden auf, wenn beispielsweise die als Kreml-Anhängerin bezeichnete Star-Sopranistin Anna Netrebko trotz des völkerrechtswidrigen Agierens Russlands derzeit wieder in den Opernhäuser der Welt auftritt, wie unlängst in Zürich. Hochklassige Kultur ist wohl geeignet, Kriegstreiberei, Kriegsgräuel und Kriegsverbrechen aller Art zu legitimieren. So wurde in Zürich zuerst gegen den Auftritt der Opern-Diva aus dem Reich Putins protestiert, doch das Ausserordentliche, das soeben auf der Opernbühne geboten wurde, heiligt offenbar alles. Vielleicht war es auch die Oper von Giuseppe Verdi mit dem sinnigen Titel «La forze del destino» (Die Macht des Schicksals), welche die Ursache setzte, dass Anna Netrebko unbeschadet ihre Gagen, pro Auftritt über 100’000 Schweizer Franken, abgreifen konnte. Die Auftritte der 54jährigen Diva wurden wohl auch möglich, weil die Führung am Opernhaus Zürich, teils besetzt mit linken Polit-Funktionären, zumindest bis vor kurzer Zeit in SP-Manier eine gewisse Russland-Affinität an den Tag legte.

Zurück zum Sport und zu Israel. Kürzlich wurde gemeldet, dass das unter dem Namen «Israel-Premier Tech» bekannte Radsport-Team umfassend umstrukturiert werde. Die Equipe, die nun neu unter dem Namen «NSN Cycling Team» (NSN ist ein Unterhaltungsunternehmen und bedeutet «Never Say Never») auftreten wird, basiert auch nicht mehr in Israel, sondern in Spanien. Die Equipe ohne ganz bekannte Fahrer-Namen tritt ab neuem Jahr mit einer Schweizer Lizenz unter dem Namen «NSN Cycling Team» an. Die Team-Verantwortlichen haben mit dieser Neu-Organisation auf die permanenten, propalästinensischen Proteste gegen das in Israel inkorporierte Team unter dem Namen «Israel-Premier Tech» reagiert. Mit der neuen Equipen-Bezeichnung verschwindet das Reizwort «Israel» aus dem Namen des Worldtour-Teams. Der Gaza-Krieg hinterlässt also Spuren trotz der Total-Zerstörung der Stadt im Gazastreifen. Die Trennung von Sport und Politik ist offensichtlich etwa so brisant wie die Trennung von Kirche und Staat.

Fussball(er)-Dekadenz

causasportnews.com – 108/2025, 24. November 2025

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(causasportnews / red. / 24. November 2025) Im Sport, insbesondere im Fussball-Sport, ist es wie sonst im Leben, wo Geld durchwegs mehr zählt als der Geist; hier gemeint ist mit dem Geist die Moral. Nicht nur eingefleischte Fussball-Anhängerinnen und -Anhänger erinnern sich an eine Episode, für die 2019 der ehemalige Top-Spieler Franck Ribéry weltbekannt wurde (vgl. Andreas Honegger, Franck Ribérys «Salt Bae-Connection», Causa Sport, 2019, 112). Vor allem durch seine Professional-Tätigkeit beim FC Bayern – München (2007 bis 2019) erreichte der heute 42jährige Franzose, der seit seinem Karriereende 2022 als Trainer wirkt, fast so etwas wie einen Kultstatus. Der ehemalige Spieler wurde nicht durch spezielle Leistungen auf dem Fussballfeld bekannt, sondern durch sein in den Augen eines Grossteils der Menschheit dekadentes Verhalten im Jahr 2019. In Dubai liess er sich in einem Nobel-Restaurant ein mit Blattgold überzogenes Steak servieren. 1’200 Euro soll es gekostet haben. Über Franck Ribéry entlud sich deshalb ein Shitstorm. Weitere Spieler wurden zu Nachahmungstätern, doch die Geschichte um das «goldene Steak» wird wohl ewig mit dem Namen Franck Ribéry verbunden bleiben.

Als ebenfalls dekadent ist zu qualifizieren, was sich derzeit am Pariser Arbeitsgericht abspielt. Dort wird das dramatische Ende eines Promi-Arbeitsverhältnisses verhandelt, das letztlich als sportlich-menschliches Missverständnis in die Geschichte eingehen wird. Die Frage ist nur, in welche Geschichte. Eher nicht in die Rechtsgeschichte, eher in die Geschichte einer grotesk gewordenen Fussball-Welt. Es ist das Endes einer einst hoffnungsvollen Fussball(er)-Beziehung. Der Franzose Kylian Mbappé gegen den Club Paris Saint-German (PSG) heisst die Paarung in diesem Rechtsstreit, der insbesondere wegen der Höhe der gestellten Forderungen nach dem Bruch dieser Prominenten-Beziehung gigantisches Dekadenz-Potential aufweist. 55 Millionen Euro forderte der 27jährige Mittelstürmer, der seit 2024 bei Real Madrid spielt, für nicht ausgerichtete Salärzahlungen von seinem damaligen Arbeitgeber. Während des Verfahrens wurde der Forderungsbetrag von den Anwälten des Spielers dann auf 263 Millionen Euro geschraubt. Der Pariser Top-Klub konterte und verlangte schliesslich 440 Millionen Euro. Die gegenseitigen Vorwürfe nach der Trennung von Paris, füllen die Protokollhefte am Pariser Arbeitsgericht. Unloyal soll der Spieler gewesen sein, er habe den Verein schlecht gemacht, argumentierten die PSG-Anwälte, «Gaunermethoden» nannten die Spieler-Anwälte die Gebaren des Paris Klubs. Letztlich dürfte der Grund für diese dekadente Forderungsschlacht vor Gericht einzig im Umstand begründet liegen, dass Kylian Mbappé vor über zwei Jahren zum Verdruss von PSG nach Madrid wechselte. Es ist etwa so wie bei Ehescheidungen, wenn im Zuge einer solchen Trennung ein beidseitiges Trümmerfeld zurückgelassen wird und von den Gerichten aufgeräumt werden soll. Diesem Desaster entstieg PSG zumindest sportlich wie Phönix aus der Asche, denn im Jahr 1 nach Kylian Mbappé gewann der von Katar finanzierte Klub gleich die Champions League! In sieben Jahren mit Kylian Mbappé resultierte nur ein mickriger Meistertitel. Ein Urteil im bizarren Rechtsstreit mit dekadenten Forderungen hüben und drüben will das Pariser Arbeitsgericht am 16. Dezember fällen.

Für eine andere Dekadenz im Fussball sorgt derzeit ausgerechnet der Weltfussball-Verband FIFA. Die WM-Endrunde 2026 rückt näher. Die Eintrittspreise für das Spektakel in den USA, in Kanada und Mexiko  explodieren förmlich; vor allem in den USA. Auf der offiziellen Wiederverkaufsplattform der FIFA kostet ein Halbfinalticket eine knappe Million US-Dollar. Das kann noch heiter werden bis zum Beginn der WM-Endrunde am 11. Juni 2026.

Die Sache mit den Denkmälern – sie bröckeln, auch wenn sie nicht aus Stein sind

causasportnews.com – 107/2025, 20. November 2025

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(causasportnews / red. / 20. November 2025) Denkmäler haben in der heutigen Zeit einen schweren Stand, vor allem, wenn sie aus Stein sind. Sie bröckeln alle ein wenig – tatsächlich oder im übertragenen Sinn. So wird in der «Zwinglistadt» Zürich (so genannt im Gedenken an Huldrych Zwingli), in der Denkmäler zuhauf an Reformatoren erinnern, derzeit praktisch jedes Mahnmal im Gedenken an Abgetretene hinterfragt, ob derjenige (Frauen sind in diesem Kontext kaum auszumachen), der auf diese Weise unvergesslich gemacht werden sollte, nicht auch dunkle Seiten aufgewiesen habe. Etwa der Wirtschaftspionier Alfred Escher, der auf dem Zürcher Bahnhofplatz überlebensgross an seine Taten als Unternehmer, Politiker, Staatsgestalter, usw., erinnert. Weil der Reichtum der Familie Escher auch auf Erträgen von Sklavenplantagen in Kuba zurückzuführen sei, ist der Wirtschaftsführer in seinem Ansehen beschädigt. Zumindest soll nun das Denkmal vor dem Zürcher Hauptbahnhof nach dem Willen der Linken und Grünen in Zürich beseitigt werden. Das Dilemma mit den Denkmälern wird in Zürich nun anderswie aufgefangen. So ist jetzt im Stadtkreis 9 der Rosa-Luxemburg-Platz entstanden, benannt nach der Kommunistin Rosa Luxemburg (1871 – 1919). Plätze bröckeln natürlich nicht. Und so spielt es in Zürich keine Rolle, dass einem der ideologischen Gegner der Kommunistin Rosa Luxemburg, Lenin, zumindest eine Gedenktafel an der Spiegelgasse in Zürich gewidmet ist. Ausgewogenheit unter Linken ist in der Limmatstadt ein einigermassen unchristliches Kredo in der rot-grün dominierten Stadt.

Auch der Sport hat seine liebe Mühe mit Persönlichkeiten, die mit Denkmälern unsterblich gemacht werden sollen. In Kitzbühel, wo jedes Jahr das berühmteste Skirennen der Welt (die «Hahnenkamm»-Abfahrt der Männer) durchgeführt wird, hat nun das österreichisches Ski-Idol, Toni Sailer, zwar kein Denkmal erhalten, doch wurde zu seinen Ehren der «Toni-Sailer-Platz» am Fusse des Hahnenkamms geschaffen und soeben eingeweiht. Die sportlichen und andere Verdienste des 2009 verstorbenen Abgottes (u.a. dreimal Olympiasieger, siebenmal Weltmeister) sind unbestritten. Der smarte Sportler, der auch Schauspieler-Talent aufwies, hätte in Österreich längst ein Denkmal verdient, doch ist man nun (weshalb?) auf einen Platz, der nach dem Skisport-Helden benannt wird, ausgewichen. Vielleicht auch deshalb, weil Denkmäler effektiv und im übertragenen Sinn eher bröckeln? Auch Toni Sailer, der soeben 90 Jahre alt geworden wäre, hatte halt offenbar seine dunklen Seiten. Diese sind im Bereich des Trieblebens zu orten, worüber bei einem Idol nicht gerne gesprochen wird. Auch ein «Recht auf Vergessen» spielt beim Kult um Idole eine besondere Rolle. Im Zusammenhang mit der Einweihung des «Toni-Sailer-Platzes» im Nobel-Ski- und Ferienort wurden im Zusammenhang mit dem soeben eingeweihten «Toni-Sailer-Platz» auch «olle Kamellen» wieder revitalisiert. Die Geschichte um eine angebliche Vergewaltigung einer minderjährigen Rennfahrerin kam wieder auf, und auch die Sache mit einer polnischen Prostituierten, die von Toni Sailer vergewaltigt und verletzt worden sein soll, erlebte eine erneute, aktualisierte Thematisierung (nach wie vor gilt für den legendären Sportler die Unschuldsvermutung). In diesem Zusammenhang wurden die unappetitlichen Geschichten nicht nur um Toni Sailer, sondern auch um den legendären, vor etwas mehr als einem Jahr verstorbenen Trainer Karl Kahr («Downhill-Charly»), für den ebenfalls die Unschuldsvermutung gilt, wieder belebt. Einen Platz nach einer verstorbenen Persönlichkeit zu nennen, ist wohl unproblematischer als für sie ein Denkmal zu errichten – aber auch diese Art von Denkmälern kann, wenn auch etwas anders, bröckeln, wie dieses Beispiel aus Österreich zeigt. Doch wird im konkreten Fall in den Medien entsprechend relativiert: «Österreich regt sich gerne auf – bloss nicht über sexuelle Gewalt».