Archiv für den Monat Juli 2025

«Swiss Sport Integrity – oder mit der Moralkeule gegen Unschuldige- oder für die Weisswaschung Schuldiger

causasportnews.com – 70/2025, 30. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 30. Juli 2025) Man mag schon gar nicht mehr hinhören und vor allem nicht mehr hinschauen: Die Verrohung der Menschheit nimmt Formen an, wie man sie nach dem Ende des zweiten Weltkrieges für nicht mehr möglich gehalten hätte. Kriegstreiber, Schlächter und Misanthropen aller Art prägen das Handeln der «Spezies Mensch». Die «Krone der Schöpfung», der Mensch, zerstört derzeit alles. Der Humanismus, welcher den Menschen und dessen Würde ins Zentrum allen Tuns stellt, hat endgültig abgedankt. Man mag auch nicht mehr aufzählen, was Menschen, die diesen Namen gar nicht verdienen, alles anrichten und Leid, Elend sowie Katastrophen über die Menschheit bringen. Jegliche, internationale Rechtsordnungen sind mehr oder weniger Geschichte. So bewahrheitet sich das Bonmot, das dem ehemaligen Ordinarius für Arbeitsrecht (!) an der Universität Zürich, Manfred Rehbinder, zugeschrieben wird, der einmal gefragt haben soll – und die Antwort dazu gleich selber gegeben hatte: «Was ist das Völkerrecht?» – «Ein Scherz, ein Scherz».

Das derzeit schlimmste Beispiel menschlicher Dekadenz und Entgleisung humanistischer Werte ist die Kriegstreiberei des Staates Israel, angeführt von einem wahnsinnigen Regierungschef, umgeben von willfährigen Claqueuren. In Gaza wütet Israels Armee, mordet und zerstört. Sie hungert die dortige Bevölkerung aus, vertreibt sie, soweit möglich, und belässt im Kriegsgebiet keinen Stein auf dem andern. Dabei ist klarzustellen: Was die Hamas am 7. Oktober 2023 mit ihrer Geiselnahme angerichtet hat, ist in keiner Weise zu entschuldigen und gehört aufs Schärfste verurteilt. Doch was Israel nun anrichtet, nicht in Retorsion, aber aus Rache und reiner Zerstörungswut sowie Mordlust, sprengt die grausamste Vorstellungsmacht der Menschen, denen die menschliche Würde etwas bedeutet. Es ist eine wahnsinnige Zeit, in der wir leben und in der verrohte Politiker und Kriegstreiber, teils zur Festnahme ausgeschrieben, das Sagen haben. Israel ist durch das abscheuliche Vorgehen in Gaza auf dem Weg dazu, damit sich das in Matthäus 27,25 (Neues Testament) Festgehaltene wieder einmal erfüllen könnte, wenn die Bevölkerung in Gaza ausgelöscht und vertrieben und der Gazastreifen zerstört ist – und dies alles gesühnt werden muss: «Sein Blut (das Blut des gekreuzigten Jesus Christus) komme über uns und unsere Kinder».

Natürlich, Amerika muss Israel die Stange halten, was diesem Land nicht wahnsinnig schwer zu fallen scheint. Deutschland befindet sich, bedingt durch die Vergangenheit, immer noch in historisches Geiselhaft, und etliche Länder verhalten sich opportunistisch und gleichgültig. Wie Frankreichs Entscheid zu werten ist, Palästina als Staat zu anerkennen ist, beschäftigt derzeit ein Heer von Diplomaten und Experten aller Art. Aus naheliegenden Gründen tut sich die offizielle Schweiz schwer damit, die Aktivitäten Israels in Gaza klar und unmissverständlich zu verurteilen. Zu denken gibt aber beispielsweise ein Vorgang aus dem Fechtsport anlässlich der U23-Europameisterschaft in Estland im Frühjahr. Nach der Finalniederlage der Schweizer gegen Israel drehten die unterlegenen Fechter aus der Schweiz beim Erklingen der israelischen Nationalhymne ab. Den vier Fechtern ging es offensichtlich nicht darum, ein politisches Statement abzugeben. «Es handelte sich um eine persönliche Geste, entstanden aus unserer Trauer und Empathie mit Blick auf das grosse menschliche Leid der Zivilbevölkerung» (in Gaza). Es hatte nichts mit einer Missachtung Israels zu tun», liessen die vier Fechter in einer Stellungnahme verlauten. Der Verband Israels grollte, und der Schweizer Verband («Swiss Fencing») schloss sich dem Heulen und Zähneknirschen der Israelischen Sportfunktionäre an. Statt den eigenen Fechtern für ihre manifestierte Gradlinigkeit den Rücken zu stärken, wurde die für Moral und Gerechtigkeit im Schweizer Sport zuständige Instanz «Swiss Sport Integrity» eingeschaltet. Diese Stiftung arbeitet Verstösse gegen ethische Grundsätze im Sport auf und ist bestrebt, moralische und andere Missstände aller Art im Sport zu beseitigen. Im Rahmen einer «einvernehmlichen Lösung» (sic!) wurden die Schweizer Fechter dann (nur) verwarnt. Sie wurden zudem verpflichtet, einen Kurs zum Thema Ethik im Sport zu absolvieren sowie ehrenamtliche Arbeit leisten. Gegenüber «Swiss Sport Integrity» hätten die fehlbaren Athleten eine Stellungnahme abgegeben. Darin hätten sie ihr Einstehen für Respekt, Fairplay und den Geist des Sports bekräftigt, wie verlautete. Sie hätten den Vorfall aufrichtig bedauert und betont, dass sie mit ihrer Geste anlässlich der Siegerehrung niemanden verletzen wollten. Gleichsam zur «Strafe» mussten die Fechter im Weiteren einen Teil der Verfahrenskosten übernehmen. Ob die Israeli nun weniger verstimmt sind als nach dem Wettkampf in Estland aufgrund des Verhaltens der Schweizer Fechter war nicht in Erfahrung zu bringen.

Welches Pharisäertum, welcher Zynismus im Vergleich zu zehntausenden Verletzten und Toten in Gaza! Aber irgendwie typisch für die Moralinstanz des Schweizer Sportes, «Swiss Sport Integrity», getreu dem Motto: Mit der Moralkeule gegen Unschuldige und alles für die Weisswaschung von Schuldigen.

FC Sion zur Bezahlung von fast einer Million Franken wegen zwei ungerechtfertigter Entlassungen verpflichtet

causasportnews.com – 69/2025, 26. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 26. Juli 2025) Die neue Super League-Saison 2025 / 26 hat für den FC Sion sportlich hervorragend begonnen. In der Auftaktspartie zur neuen Professional-Meisterschaft am 25. Juli drehte der Walliser Klub das Auswärtsspiel gegen den FC Zürich clever und verwandelte einen zeitweiligen Zwei-Tore-Rückstand in einen 3:2-Sieg. Nach diesem gloriosen Saisonstart bedeutet für das Management des FC Sion die in den letzten Tagen in den Medien vermeldete, doppelte Niederlage des Klubs vor den Walliser Gerichten nur noch ein Neben-Thema. Vor allem für den engagierten und impulsiven, langjährigen Sion-Präsidenten Christian Constantin waren die drei in Zürich gewonnenen Punkten zum Saisonstart mehr wert als die rund 800’000 Franken, welche der FC Sion den beiden ehemaligen Spielern Alexandre Song und Seydou Doumbia wegen ungerechtfertigten, fristlosen Entlassungen bezahlen muss. Glück im Spiel also, Pech im juristischen Gambling.

Im März 2020 hatte sich der FC Sion während der Corona-Pandemie abrupt u.a. vom kamerunischen Mittelfeldspieler Alexandre Song, heute 37jährig, und dem ivorischen Stürmer Seydou Doumbia, ebenfalls 37jährig, getrennt. Die beiden Akteure wurden trotz laufender, befristeter Arbeitsverträge entlassen, weil sie sich weigerten, drastischen Lohnkürzungen zuzustimmen. Der Klub geriet während der Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der FC Sion qualifizierte die Weigerungen der Spieler, die verlangten Lohnkürzungen zu akzeptieren, als gerechtfertigte, ausserordentliche Vertragsauflösungsgründe (Art. 337 des Schweizerischen Obligationenrechts, OR). Die Spieler sahen dies anders. Alexandre Song und Seydou Doumbia verklagten den FC Sion und verlangten gestützt auf die aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Kündigungen die stipulierten Leistungen aus den Arbeitsverträgen, ebenso die in ihren Augen vom FC Sion geschuldeten Leistungen aus den ungerechtfertigterweise vom Klub gekündigten Kontrakten, und weitere Zahlungen und Entschädigungen (vor allem gemäss Art. 337 Abs. 3 OR). Der im September 2019 verpflichtete Seydou Doumbia verdiente monatlich 40’000 Euro, Alexandre Song, seit 2018 Kaderspieler, 33’000 Euro. Letztlich musste diese arbeitsrechtliche Kündigungs-Streitigkeit mit Folgen von zwei Gerichtsinstanzen beurteilt werden, in zweiter Instanz vom Walliser Kantonsgericht. Dieses erkannte undiskutabel, dass die beiden ausserordentlichen Kündigungen aufgrund der Corona-Lage keine Kündigungsgründe «aus wichtigem Grund» (Art. 337 OR, Abs. 1 und 2) gemäss Obligationenrecht abgeben würden. Die Verträge waren demnach ungerechtfertigterweise sofort aufgekündigt worden. Somit war es evident, dass der Walliser Klub insgesamt den Spielern, die gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber vor Gericht zogen, rund 800’000 an Lohn- und Entschädigungszahlungen leisten muss. Zudem hat der FC Sion Gerichtskosten und Verfahrensentschädigungen zu bezahlen; überdies hat er die eigenen Prozesskosten zu tragen. Die «Fälle Alexandre Song und Seydou Doumbia» dürften den FC Sion gesamthaft über eine Million Franken kosten. Das Schweizerische Bundesgericht wird die beiden Fälle nicht mehr beurteilen müssen. Präsident Christian Constantin hat erklärt, diese Rechtsstreitigkeiten beenden und die Zahlungen an die Kläger gemäss Urteilen des Walliser Kantonsgericht leisten zu wollen. «Ich habe mich den Urteilen gefügt», kommentierte er die Lage knapp und knackig. Die drei gewonnenen Punkte in Zürich freuen ihn offensichtlich mehr als ihn die runde Million, welche nun gemäss Gerichtsurteilen aufgeworfen werden muss, schmerzt. Ironie der Geschichte: Weil die beiden Arbeitsverträge von Alexandre Song und Seydou Doumbia zum Zeitpunkt der ausserordentlichen Vertragsbeendigung nur noch drei Monate gelaufen wären, wäre der FC Sion bei konformer Vertragsbeendigung durch Zeitablauf («Auslaufen der Verträge») mit Kosten von «lediglich» 300’000 Franken davongekommen. Mit Fug darf wohl die Grundsatzfrage gestellt werden: Weshalb denn günstiger agieren, wenn es auch teurer geht? Wichtig im kommerziellen Sport ist letztlich die sportliche Leistung, die alleine zählt, bzw. zu zählen scheint.

«J + S»-Beitrags-Kürzungen: Jetzt spricht Alex Frei Klartext

causasportnews.com – 68/2025, 24. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 24. Juli 2025) Seit der Ankündigung der Schweizerischen Landesregierung, die Beiträge für «Jugend + Sport» («J + S») im kommenden Jahr zu kürzen, bzw. für mehr Bedarf nicht mehr Mittel für dieses Jugend-Breitensport-Projekt sprechen zu wollen (vgl. zuletzt causasportnews vom 20. Juli 2025), brandet ein Sturm der Entrüstung durch’s Land. Vor allem in Sportkreisen ist der Ärger gross, doch wie üblich, mag sich niemand so richtig exponieren und die Sache auf den Punkt bringen. Das hat sich nun geändert, seit sich der ehemalige Professional-Fussballspieler und Schweizer Rekord-Torschütze der Fussball- Nationalmannschaft, Alex Frei, zu diesem beschämenden Thema geäussert und eine Lanze für den von der Jugend ausgeübten Breitensport gebrochen hat. Der soeben 46 Jahre alt gewordene Ex-Berufsspieler und nach beendeter Spieler-Karriere aktive Trainer sagt es ohne Umschweife: Aus dem Breitensport gehe der Spitzensport hervor; und fordert den Bundesrat eindringlich auf, den Kürzungs-Entscheid bei den «»J + S»-Mitteln zu überdenken und zurückzunehmen. Wenn der Rekord-Torschütze der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft (42 Tore) seine Stimme erhebt, tut er dies allgemein verständlich und schnörkellos. Bereits als Aktiver pflegte er seine Meinung klar und unmissverständlich kundzutun und ging auch stets das Risiko ein, von seiner Umwelt, die er jeweils objektiv einzuordnen pflegte, nicht so geliebt zu werden, wie er dies durch Zurückhaltung hätte erreichen können. «Er hat einfach ‘Eier’», sagten seine Nationalmannschafts-Kollegen damals, wenn sich Alex Frei ohne Rücksicht auf persönliche Verluste während seiner Aktiv-Zeit auch zu brisanten Themen äusserte. Irgendwie unsterblich machte sich der erfolgreiche Spieler anlässlich der Fussball-Europameisterschaft 2004, als die «Spuck-Affäre» mit einer Sperre für ihn endete (der Spieler spuckte den Engländer Steven Gerrard an, der Schweizerische Fussball-Verband, SFV, manövrierte Alex Frei danach in ein mediales und juristisches Desaster).

Wenn sich Alex Frei bewegte oder sich äusserte, wurde er wahrgenommen und gehört. Wenn er sich artikulierte, wurde das Gesagte zum Medienthema. Das gilt auch jetzt noch. Wie eben aktuell im Rahmen der Kürzung der «J+S»-Gelder. Hier knöpft sich der gradlinige Ex-Professional nun schon einmal die Landesregierung vor, vertreten durch den tapsigen Sport-Minister Martin Pfister, eine Schweizer «Regierungs-Notlösung». Gemünzt auf die derzeit laufende Frauen-Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz sagte der ehemalige Torjäger der Nationalmannschaft gegenüber der Zeitung «Blick»: «Wie die Politiker auf der Tribüne sitzen und es lustig finden können, bei der Schweizer Nationalmannschaft dabei zu sein, während gleichzeitig die ‘J+S’-Subvention gekürzt werden, muss mir einer erklären»; und nimmt das opportunistische und pharisäerhafte Gehabe der Politiker, auch Dasjenige von Bundesrat und Sport-Minister Martin Pfister, ins Visier. Dieser rettet sich hilflos in PR-Floskeln («man darf das Eine nicht mit dem Andern vermengen». – Alles klar?). Vielleicht bilden die klaren Worte von Alex Frei die Initialzündung für eine Neu-Beurteilung der angekündigten «J+S»-Kürzungen. Letztlich hat das Bundesparlament im Herbst / Winter das letzte Wort. Zwei Aspekte könnten zu einer Abkehr von den angekündigten Breitensport-Subventionskürzungen führen: Politiker/innen sonnen sich gerne in sportlichen Spitzensport-Erfolgen, vorwiegend auf den besten Plätzen von Ehrentribünen, bei Gratis-Verkostung selbstverständlich. Zudem bildet der Sport eine wahrnehmbare Plattform, die Politikerinnen und Politiker jeweils suchen. Beim Verhalten dieser Spezies ist es als Politikerin oder als Politiker eher kontraproduktiv, sich gegen den Sport, auch den Breitensport, und z.B. dessen Finanzierung zu stellen. Nach den kritischen Voten von Alex Frei ist wohl nicht nur eine Diskussion über die Finanzierung des Jugend- und Breitensportes in der Schweiz angestossen worden. In der Regel bewegen Worte des erfolgreichen und charismatischen Ex-Fussballers etwas; vielleicht auch in dieser Sache. Damit nicht nur die Worte von Sport-Minister Martin Pfister nachhallen, der durch seine PR-Leute nach dem Statement von Alex Frei nichtssagend verkünden liess: «Bundesrat Martin Pfister bedauert diese Kürzung». Vielleicht geht es ausnahmsweise auch in der Politik noch etwas substanzieller?

Tour de France 2025: Überflieger Tadej Pogacar – 20 Jahre nach den Betrügereien durch Lance Armstrong

causasportnews.com – 67/2025, 22. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 22. Juli 2025) Das härteste und anspruchsvollste Radrennen der Welt, die Tour de France, Ausgabe 2025, rollt seit dem 5. Juli durch Frankreich. Die «Grande Boucle» (grosse Schleife) wird am 27. Juli entschieden sein, wenn die 184 Fahrer, abzüglich die vorzeitig Ausgestiegenen, Paris erreicht haben. Heuer drückt der Rundfahrt ein Fahrer den Stempel auf; unwiderstehlich prescht der amtierende Rad-Weltmeister Tadej Pogacar, der im letzten Herbst anlässlich der Rad-WM in Zürich den WM-Titel holte, dem TdF-Gesamtsieg entgegen. Ausserordentliche Ereignisse vorbehalten, wird der Überflieger aus Slowenien sich den Tour-Sieg nicht nehmen lassen. Der 26jährige Ausnahmekönner fährt regelrecht in einer anderen Klasse. Er kontrolliert das Rennen umsichtig. Wenn er antritt, lässt er seine Gegner in den Bergen alt aussehen, bzw. stehen. Die Anerkennung der Gegner ist ihm in jeder Situation sicher. Stürzt er und liegt inaktiv am Boden, warten die Konkurrenten, bis der Maestro im Rennsattel sich aufgerappelt hat und den Kampf wieder aufnehmen kann, wie in der 11. Etappe geschehen, als nach dem Sturz des Slowenen die Titulare die Fahrt verlangsamten, bis der Weltmeister wieder voll agieren konnte. So etwas nennt man Respekt vor dem Grössten; oder es ist ein Zeichen der Huldigung gegenüber dem Besten.

Überlegenheiten im Rennsattel finden allerdings allgemein nicht nur vorbehaltlose Anerkennung. Diesbezüglich hat man im Rad-Rennsport in der Vergangenheit schon zuviel erlebt. Klar, und diesbezüglich gibt es keine Zweifel, Tadej Pogacar ist untadelig unterwegs. Ein späterer Radsport-Super-GAU um den Überflieger, der im Rennsattel seine hartnäckigsten Gegner abschüttelt wie lästige Fliegen, scheint unmöglich. Derartige (Hinter-)Gedanken sind abwegig und deplatziert. Ganz wegdenken kann man sie dennoch nicht.

Rückblende: Vor genau 20 Jahren gewann ein gewisser Lance Armstrong zum siebten Mal in Serie die Tour de France. Seine Überlegenheit von 1999 bis 2005 war frappant. Der heute 53jährige Amerikaner dominierte den Radsport und die Tour de France derart, dass seinen Gegnern nur die Brosamen übrigblieben. Einzig der Deutsche Jan Ullrich konnte damals dem Dominator von sieben TdF-Austragungen ein wenig Paroli bieten. Doch dann krachte das Doping-Kartenhaus um den amerikanischen Helden der Landstrasse zusammen. Doping! Der Amerikaner wurde als einer der grössten Sportbetrüger entlarvt, im Nachhinein entpuppte sich der permanente Zweikampf zwischen Lance Armstrong und Jan Ullrich als verklärtes Duell zweier Radsport-Titanen. Lance Armstrong, der heute in Austin (Texas) ein Fahrrad-Geschäft mit integriertem Coffee-Shop betreibt, wurden 2012 alle TdF-Siege aberkannt. Das Märchen um einen Überflieger im Rennsattel, der den Krebs besiegt hatte und auch deshalb als unantastbar galt, mutierte zum realen Märchen. Bevor Lance Armstrong 1999 antrat, um dem Radsport nach der «Festina-Affäre» neuen Glanz zu verleihen, wandten sich Zuschauer und Sponsoren vom Rad-Rennsport ab. Lance Armstrong veränderte die Radsport-Welt mit seinen sieben Siegen an der «Grande Boucle» zum Guten. Bis zum Sportbetrugs-Kollaps. Aktuell kommentiert Lance Armstrong aus dem fernen Texas die Frankreich-Rundfahrt – als wäre nichts geschehen, und als könnte es der Amerikaner ungeschehen machen, dass sein Name für immer mit Doping in Verbindung gebracht wird.

Mit der Doping- und Betrugs-Affäre um Lance Armstrong hatte das manipulierte Sport-Geschehen einen Kulminationspunkt erreicht. Doping und Sport bilden aber auch seither und immer wieder eine Symbiose. Auf jeden Fall ehrlich soll es im kommenden Jahr in Las Vegas zu- und hergehen. Auf dem Veranstaltungs-Programm stehen die «Enhanced Games», ein Sportevent, bei dem Doping erlaubt ist. Wissenschaftler erkennen diesbezüglich bereits grosse Gesundheitsrisiken. Auch sonst steht diese sonderbare Veranstaltung im Fokus der Diskussionen.

Kinder, treibt Sport – das kostet ja nichts!

causasportnews.com – 66/2025, 20. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 20. Juli 2025) Das Sportförderungsprogramm des Bundes, «Jugend + Sport» steht unter finanziellem Druck. Die jährlich in der Schweiz zur Verfügung stehenden 115 Millionen Franken für rund 680 000 Kinder und Jugendliche reichen nicht mehr aus, um die Bedürfnisse der immer grösser werdenden Zahl der Jungen im Bereich des Breiten- und Nachwuchssportes im Rahmen des bedeutendsten Sport-Förderprogramms des Landes abzudecken. Es soll nun also in diesem attraktiven und boomenden Fördergefäss, das vor zwei Jahren auch für private Veranstalter geöffnet wurde, gespart werden, und das relativ exzessiv. So möchte es die Landesregierung vorsehen. Die Beitragskürzungen sollen künftig satte 20% betragen (vgl. auch causasportnews vom 6. Juli 2025). Betroffen von den Sparmassnahmen wären insbesondere alle Sportvereine, welche «J + S»-Kurse anbieten. Mit der Kürzung der Mittel, die letztlich vom Parlament wohl im Herbst / Winter beschlossen werden müssen, würde der Lebensnerv des organisierten, geförderten Kinder- und Jugendsportes massiv getroffen. Gegen die Sparmassnahmen regt sich nun jedoch in der ganzen Schweiz massiver Widerstand. Zum einen ist es offenbar unverständlich, dass die gezielte, effiziente Förderung des Kinder- und Jugendsportes durch Mittelentzug geschwächt werden soll. Zum andern würde das Bonmot Lügen gestraft, das besagt, der Kinder und Jugendsport koste ja nichts, also sei Sporttreiben die Lösung für alle Fälle. Apropos Kosten: Dank des «J + S»-Programms ist es auch eher finanzschwachen Jungen, teils auch eher bescheidenen Verhältnissen, möglich, von diesem Sport-Basisprogramm zu profitieren.

Natürlich kostet auch dieses wichtigste Förderungsprogramm etwas, obwohl es hier um verhältnismässig geringe Beträge geht. Die vom Bund bis anhin in das «J + S»-Programm gelenkten 115 Millionen Schweizer Franken sind geradezu ein Klacks, wenn berücksichtigt wird, wie sonst im Staat Schweiz mit Geld umgegangen wird. Beispiele hierfür müssen gar nicht erst genannt werden. Zwar ist die «J + S»-Kürzung für die Zukunft noch nicht formell beschlossen, doch mit Blick auf die Behandlung dieses Geschäftes in den Räten wird eine massive Opposition erwartet; Widewrstand ist spürbar. Eine Petition gegen die Kürzung der Mittel ist bereits 160 000 Mal unterzeichnet worden. «Kinder sollen sich mehr bewegen, aber Bern bremst», titelte etwa der Zürcher «Tages – Anzeiger». Die Wichtigkeit von Integration, sozialen Kontakten und Bewegung» im Rahmen von «J + S» betont der Mitte-Nationalrat Christian Lohr. Für etliche Personen des öffentlichen Lebens ist der Kinder- und Jugendsport zur Bekämpfung des Bewegungsmangels als wichtiger Beitrag zur Volksgesundheit zu sehen. Eine sportliche Basis im Kindes- und Jugendalter wirke sich letztlich auch positiv auf die Gesundheitskosten aus, unterstreichen Gesundheitspolitiker. Im Parlament wird also eine hitzige Debatte um die Kürzung der «J + S»-Beiträge erwartet. Natürlich kostet das sportliche Förderprogramm des Bundes zufolge der gesteigerten Nachfrage immer mehr; verhältnismässig ist dies jedoch ein eher bescheidener Betrag zu Gunsten des Kinder-, Jugend- und Breitensports. Doch das dürfte zu «stemmen» sein. Und so kann man die Kinder getrost motivierend im Glauben lassen, dass sie Sport treiben sollen; im Vergleich zur sonstigen Ausgabenpolitik des Bundes kostet dies in der Tat mit Blick auf das «J + S»-Förderungs-Programm (fast) nichts.

Schweiz unterliegt Caster Semenya am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

causasportnews.com – 65/2025, 17. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 17. Juli 2025) Natürlich, selbstverständlich ist die Leichtathletin Caster Semenya eine Frau. Unbestrittenermassen produziert ihr Körper ungefähr dreimal mehr Testosteron (ein Sexualhormon) als dies üblicherweise bei einer Frau der Fall ist. Nachvollziehbar weigert sich die heute 34jährige Läuferin seit Jahren, ihren Testosteronspiegel zu senken. Gezwungenermassen und zur Wahrung der Chancengleichheit im Sport sah sich der Leichtathletik-Weltdachverband (World Athletics, WA) veranlasst, Testosteron-Obergrenzen für Athleten einzuführen.- Alles hört sich so einfach an, ist aber in der Praxis weit komplizierter und komplexer als man es sich vorstellen könnte. Die Welt der intergeschlechtlichen Sportler/innen ist an sich ein schwieriger, teils auch von menschlicher Tragik geprägter Kosmos. So auch die Welt der Top-Athletin Caster Semenya. Die vor Jahren erfolgreiche, südafrikanische Mittelstrecklerin weigerte sich, ihren gemäss den Vorgaben der von WA zu hohen Testosteron-Spiegel mittels eines operativen Eingriffs zu senken. Seit 2018 ist sie deshalb von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. Es begann der für sie beschwerliche Weg durch die Gerichtsinstanzen. Vor dem internationalen Sport-Schiedsgerichtshof in Lausanne (TAS, Tribunal Arbitral du Sport) blitzte sie ebenso ab wie am Schweizerischen Bundesgericht. Danach erlangte die «Causa Caster Semenya» eine internationale Dimension. 2023 urteilte der Europäische Gerichtshof, dass die Leichtathletin aufgrund des Geschlechts und sexueller Merkmale durch die Testosteron-Verbandsregel diskriminiert und in verschiedenen in der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) garantierten Rechten und Freiheiten verletzt worden sei. Die in diesem Strassburger Urteil unterlegene Schweiz verlangte danach eine Verweisung der Streitsache an die grosse Kammer des Europäischen Gerichtshofs. Dieses aus 17 Richterinnen und Richtern bestehende Entscheidgremium bestätigte das vor zwei Jahren gefällte Urteil des Gerichtshofs mit 15 gegen 2 Stimmen, erkannte aber, dass das Verfahren der Athletin vor dem Schweizerischen Bundesgericht (lediglich) nicht fair gewesen sei (Verstoss gegen Art. 6 EMRK). Das höchste Schweizer Gericht überprüfte das Urteil des Sport-Schiedsgerichts (TAS) nur unter eingeschränkten Gesichtspunkten, was der Schweiz nun ein juristisches Grounding in Strassburg bescherte. Diese Niederlage ist eine Niederlage, auch wenn sie nun von der Schweiz und dem Schweizerischen Bundesgericht schöngeredet wird. In der Tat sah die grosse Kammer des Strassburger Gerichtshofs keine weiteren Verstösse der Schweiz gegen die EMRK wie der Gerichtshof vor zwei Jahren, sondern «einzig» einen Verstoss gegen die Fairness-Bestimmung der Konvention. Aber die Rüge eines unfairen Verfahrens aus Strassburg bedeutet für die Schweiz dennoch eine schallende Ohrfeige. Eine teure zudem, denn die Schweiz muss der in der grossen Kammer obsiegenden Sportlerin nicht weniger als 80’000 Franken als Entschädigung bezahlen.

Verurteilungen eines Vertragsstaates wegen Verletzung der Europäischen Menschenrechts-Konvention (EMRK) sind für das Land, welche die im Vertragswerk zugesicherten Rechte und Freiheiten der Personen verletzen, die der Hoheitsgewalt dieses Staates unterstehen, immer einschneidend. Die Verurteilung der Schweiz wegen der Verletzung des Rechts auf ein faires Verfahren von Caster Semenya hat über den Sport hinaus Reaktionen bewirkt. Allerdings nicht in der Tragweite wie beispielsweise nach dem Obsiegen des Vereins KlimaSeniorinnen Schweiz und andere über die Schweiz. Am 9. April 2024 urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass die Schweiz wegen Versäumnisse in der Klimapolitik die EMRK verletzt habe. Diese Entscheidung hatte selbstverständlich mit Sport direkt nichts zu tun (obwohl das Klima folgerichtig auch Einflüsse auf die sportliche Betätigung, nicht nur von Seniorinnen und Senioren, hat), zeigte jedoch die grundsätzliche, mögliche Sprengkraft von Urteilen des Europäischen Gerichtshofs. Es sei nicht verschwiegen, dass dieses sog. «Klimaurteil» in verschiedener Hinsicht heftig diskutiert wurde und wird. Aber eben: iudicium durum, sed iudicium… (frei übersetzt: ein hartes Urteil, aber es ist ein Urteil)

Nachtrag: Die Schweiz ist der Meinung, das «Klimaurteil» des Europäischen Gerichtshofs sei derart abwegig, dass sie den Strassburger Richterspruch einfach einmal ignoriert.

Der (unsportliche) Kampf des ehemaligen Top-Bankers Tidjane Thiam gegen seine Haushälterin

causasportnews.com – 64/2025, 12. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 12. Juli 2025) Im März 2023 krachte die einstmals stolze und renommierte Bank «Credit Suisse» (CS) zusammen. Nur dank einer vom Staat verordneten Zwangs-Fusion mit der UBS blieb der Trümmerhaufen «CS» eine beschönigte Banken-Pleite. Das alles wäre noch kein Thema für «causasportnews». Doch galt die sport-freundliche Bank «CS» als veritable Grösse auch im Sport-Business-Bereich. Die «CS» engagierte sich massiv im Breiten- und im Spitzensport, und auch als der Untergang des von der Schlüsselfigur der Schweizer Wirtschaft, Alfred Escher (1819 – 1882), gegründete Bankhauses (damals «Schweizerische Kreditanstalt») bereits Tatsache war, gehörte etwa Roger Federer bis zum bitteren Banken-Ende der «CS» als Markenbotschafter und Sponsoringpartner zum Marketing-Inventar der Bank; die UBS hat nach dem «CS»-Zusammenbruch u.a. die Pflichten der «CS» dem ehemaligen Tennis-Ausnahmekönner gegenüber übernommen; exakt die UBS, welche 2008 selber kollabierte und vom Staat gerettet werden musste… Die Verursacher des «CS»-Banken-Zusammenbruchs sind ausschliesslich im Management der Bank in den letzten Jahren zu suchen. Unfähige Ausländer, die mit viel Geld an den Zürcher Paradeplatz gelockt wurden, komplettierten das Management der unfähigen Schweizer, die sich ihre Pfründe auch nach dem Crash der Bank sichern konnten. Es war letztlich die geballte Inkompetenz und Ignoranz hochgezüchteter Banker und Pseudo-Fachleute, die sich an den Honigtöpfen des Banken-Geschäfts gütlich taten, welche zum Zusammenbruch der «CS» führten. Einzelnen «Top-Managern» die Schuld an der Pleite der «CS» in die Schuhe schieben zu wollen, wäre verfehlt. Doch immer, wenn ein ehemaliger «CS»-Manager aktuell für Aufsehen sorgt, wird auch seine damalige Rolle bei der «CS» hinterfragt.

So zum Beispiel bei Tidjane Thiam, welcher den «CS»-Vorsitz der Geschäftsleitung von 2015 bis 2020 innehatte. Zu konstatieren, der 62jährige Top-Manager von der Elfenbeinküste hätte in seinem Amt alles falsch gemacht, wäre ebenso unzutreffend wie die Aussage, er habe nichts richtig gemacht. Einen schalen Nachgeschmack hinterlässt allenfalls der immer noch andauernde Kampf von Tidjane Thiam gegen seine damalige Haushälterin. Verhält sich so ein Top-Mann aus der Wirtschaft? Diese Frage stellt sich im Moment die interessierte Öffentlichkeit und denkt zurück an die Amtsführung des Mannes von der Elfenbeinküste während seines «CS»-Engagements. Er überwarf sich mit Management-Kollegen und geriet in den Überschattungsverdacht bezüglich seines Unterstellten Iqbal Khan. Unstimmigkeiten ergaben sich auch im privaten und halb-privaten Bereich. Der «CS» Geschäftsleitungs-Vorsitzende zoffte sich in seinem stattlichen Anwesen in Herrliberg an der Zürcher Goldküste mit einer Hausangestellten. Diese Geschichte erfährt bis heute Weiterungen. Immer noch weigert sich Tidjane Thiam, seine ehemalige Angestellte trotz rechtskräftigem Urteil zu entlöhnen. Dieser hatte er auch vorgeworfen, er würde sie nötigen und sogar erpressen. Auch diese Geschichte endete vor den Strafgerichten. Die Ex-Angestellte wurde vor Monaten erstinstanzlich freigesprochen. Vor ein paar Tagen doppelte das Zürcher Obergericht nach und rehabilitierte die Frau vollumfänglich. «Eine krachende Niederlage für Tidjane Thiam», titelten die Medien. Man kann bilanzieren, dass das Verhältnis zwischen Tidjane Thiam und der Schweiz ein einziges Missverständnis auf allen Ebenen war. Da ist es wohl nur eine Randnotiz wert, dass der Mann von der Elfenbeinküste auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) ist. Dieses Gremium ist vor allem i.S. «Völkerverständigung» im Rahmen des Sportes aktiv. Quod erat demonstrandum in der «Causa Tidjane Thiam / Hausangestellte» also, ein Schauplatz, auf dem sich Tidjane Thiam ziemlich unsportlich verhält. Nebst der Vergangenheitsbewältigung in der skizzierten Art arbeitet der Ex-Star-Banker seit dem Ausscheiden aus der «CS» an seiner Polit-Karriere. Sein Traum, Präsident der Elfenbeinküste zu werden, könnte sich jedoch allenfalls in Luft auflösen oder zum Albtraum für den gebürtigen Afrikaner werden.

Pleiten, Pech und Pannen rundherum

causasportnews.com – 63/2025, 10. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 10. Juli 2025) Durch den organisierten Sport brandet eine Pleite-Welle. Am letzten Juni-Tag ist im Zürcher Handelsamtsblatt die «Vorläufige Konkursanzeige GAZ (GC Amicitia Zürich)» erschienen. GC Amicitia Zürich ist gemäss Medieneinschätzungen einer der leuchtendsten Adressen im Schweizer Handball. Mit der grossen Party ist vorläufig Schluss, denn dieser Klub im Rahmen des Sport-Gemischtwarenladens von Grasshopper-Club Zürich mit verschiedenen Sektionen in verschiedenen Sportarten ist pleite. «Schuldner des Konkursiten können ihre Schulden nicht mehr durch Zahlung an den Konkursiten begleichen; sie riskieren zweimal bezahlen zu müssen», heisst es unter anderem im Handelsamtsblatt. Die Situation ist relativ undurchsichtig, aber es bestehen keine Zweifel, dass der Klub in irgendeiner Form und unter einem neuen Namen fortbestehen wird. Dieses Finanz-Desaster lässt aufhorchen, gilt doch «GC Zürich» mit den diversen Sport-Sektionen als Sportklub der Hochfinanz und des elitären Akademikertums im Grossraum Zürich. Wie konnte es also soweit kommen? Offenbar ging dem Sponsor des Klubs nach und nach das Geld aus. Dieser Sponsor war die Deutsche «Tennor-Gruppe» des ehemaligen Wirtschafts-Wunderkindes Lars Windhorst. Der heute 48jährige Geschäftsmann, der mit 16 Jahren offenbar erfolgreich seine ersten Geschäftsaktivitäten startete, wurde vom Polit-, Gesellschafts- und Wirtschafts-Establishment gehätschelt wie kaum je ein anderer Finanz-Akrobat zuvor. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl begann den vom «Wunderkind» begonnenen (halb-)seidenen Luxus-Teppich mitzuweben. Der Ex-Bundeskanzler glorifizierte den neuen Shooting-Star der Deutschen Wirtschaft – und die Menschheit applaudierte. Beim Aufstieg von «Wunderkind» Lars Windhorst ging es teils ähnlich zu und her wie später beim (halb)seidenen, ungefähr gleich alten René Benko. Wer in der Finanzwelt etwas gelten will, ist bestrebt, u.a. die «Plattform Sport» zu nutzen. Das macht rundherum Freude und verhilft zu Anerkennung. Lars Windhorst stieg 2019 beim renommierten Bundesligisten Hertha BSC Berlin mit dem Erwerb von Klub-Anteilen ein, nota bene mit seiner «Tennor-Gruppe». 2023 war auch dieser Spuk vorbei und das frühere «Wunderkind» wieder weg. Das Hertha-Engagement von Lars Windhorst ist wohl auch unter die Rubrik «Pech» zu subsumieren.

Um Geld und Pech geht es immer noch im Rahmen der sog. «Sommermärchen-Affäre» im Zusammenhang mit der Fussball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland. Vom Landgericht Frankfurt ist der Deutsche Fussball-Bund (DFB) soeben wegen Steuerhinterziehung schuldig gesprochen worden. Der Vorgang betrifft dubiose, teils verschleierte Zahlungsflüsse rund um die WM-Endrunde 2006. Der DFB soll dem Weltfussballverband FIFA im April 2005 6,7 Millionen Euro bezahlt haben. Das Geld wurde auf ein Konto des zwischenzeitlich verstorbenen Geschäftsmanns Robert Louis-Dreyfus in Zürich überwiesen. Der Betrag entsprach den 10 Millionen Schweizer Franken, die der zwischenzeitlich ebenfalls verstorbene Franz Beckenbauer 2002 vom Franzosen erhalten hatte. Der DFB verschleierte die Rückzahlung dieses Darlehens durch Deklaration für eine geplante WM-Gala 2006, die nie stattfand. Die Zahlung wurde als Betriebsausgabe verbucht. Das trug nun dem DFB eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung ein. Der Verband hat 130 000 Euro Strafe zu bezahlen; 20 000 Euro Strafe wurden dem DFB erlassen, «wegen rechtsstaatswidriger Verfahrensdauer».

Um Pannen ging es beim grössten Breitensport-Anlass der Schweiz, dem Eidg. Turnfest in Lausanne im Juni. Diese Veranstaltung erlebte einen «Super-GAU», vor allem deshalb, weil die Resultat-Auswertungen nicht funktionierte, bzw. falsche Angaben zeitigten. Daneben herrschte während des Anlasses vom 12. bis zum 22. Juni ein organisatorisches und administratives Chaos. Der organisierende Verband, der Schweizerische Turn-Verband (STV; der grösste und älteste Sportverband der Schweiz) mit den teils behäbigen Funktionären, war in allen Belangen dieser Grossveranstaltung überfordert, weshalb sich Panne an Panne reihte. Schlagzeilen, wie «Jetzt erreicht das Turnfest-Chaos die Verbandsbosse» waren an der Tagesordnung.

Schweizer Kinder- und Jugendsport vor einschneidenden Beitragskürzungen

causasportnews.com – 62/2025, 6. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 6. Juli 2025) Die gesicherten Zahlen zu den Unternehmenspleiten sind für den Zustand der Wirtschaft am aussagekräftigsten. Im ersten Halbjahr 2025 schnellte die Zahl der Konkurse von Unternehmungen auf 6453. Dies bedeutet ein Anstieg der Konkurse im Vergleich zur Vorjahresperiode um satte 15 Prozent. Die Pleitewelle wird weitergehen, und Spezialisten rechnen damit, dass bis Ende dieses Jahres etwa 13000 Konkurse zu registrieren sein werden.

Solche schlechten News von der Wirtschaftsfront verwundern nicht. Seit geraumer Zeit wird mehr vom Sparen als vom Investieren gesprochen, diverse Wirtschaftszweige drohen unter den Belastungen aller Art zusammenzubrechen. Derzeit wird vor allem von Pleiten und Pannen gesprochen; oft ist natürlich auch Pech im Spiel. Die Schuldenwirtschaft in praktisch allen Staaten lässt die Volkswirtschaften kranken. Schulden produziert und gespart wird auch in der Schweiz, wenn mit Blick auf die Sparbestrebungen meistens am falschen Ort. Der Staat «Schweiz» jagt alle Rekorde der Geldverschwendung, und auch kostspielige Projekte aller Art, nicht nur im Bereich der Landesverteidigung, lassen Desaster um Desaster offenkundig werden – mit verheerenden finanziellen Auswirkungen. Verantwortlich für diese flächendeckende Misswirtschaft ist niemand. Vor allem auf Bundesebene frisst ein überzüchteter Beamten- und Staatsangestellten-Apparat Mittel weg, die anderenorts fehlen. Im Staats- und Beamtenwesen ist nicht nur der stets zunehmende Apparat der Staatsbediensteten, der immer mehr Geld vernichtet, zum Problem geworden. Diese oft selbstherrlich agierende, massivst überbezahlte Kaste verhindert vor allem ein gesundes Wirtschaftswachstum und gefährdet überdies etwa den sozialen Frieden der Schweiz.

Wenn nur noch gespart, statt innovatives Management der staatlichen Aktivitäten gefördert wird, stellt sich vor allem die Frage, wo und in welchem Umfang nun gespart werden soll. Es wäre fast ein Zufall, wenn am richtigen Ort gespart und die Finanzierung von meist ideologisch geprägtem Unsinn aller Art eingedämmt würde. Dass nun auch der Breitensport einem vom Bund angekündigten, finanziellen Kahlschlag zum Opfer fallen soll, ist nicht weiter verwunderlich, aber dennoch erschreckend. Massiv Federn lassen soll künftig das bedeutendste Sportförderungsprojekt der Schweiz für Kinder und Jugendliche, das Projekt «Jugend und Sport» (J + S). Dass bei den Jungen gespart werden soll, ist nachvollziehbar, verfügen doch Kinder und Jugendliche im Parlament über keine Lobby – etwa im Gegensatz zur Gambling-Industrie der Banken, zu den Bauern (die zwar ehrliche Arbeit abliefern), zum Bundes-Staatspersonal, usw. Deshalb fällt nun also der Breitensport der Kinder und Jugendlichen dem Sparhammer des Bundes zum Opfer. An diesem Zweig mit eminent grosser gesundheitlicher Bedeutung soll nun also massiv gesägt werden. Die Rede ist von Beitragskürzungen bis zu 20 Prozent. Das J + S – Programm ist vielleicht auch zum Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Fast 700 000 Kinder und Jugendliche haben im vergangenen Jahr an J + S – Programmen teilgenommen. 2025 zeigt die Teilnahmequote an diesem Sportförderungsprogramm nochmals massiv nach oben; das kostet Geld. Anzumerken ist, dass Leitende in diesem Projekt weitgehend ehrenamtlich tätig sind. Die Mittelkürzungen sind geeignet, das Fundament des Vereinssports zu untergraben. Der abtretende Präsident des Schweizerischen Fussball-Verbandes (SFV), Dominique Blanc, lässt sich so zitieren: «Wer im Jugendsport spart, spart an der Zukunft unseres Landes». Die gesellschaftlichen Folgen würden eine krasse Bedrohung bedeuten.- Recht hat er, ändern werden diese Worte beim sparwütigen Bundesparlament, das die Kürzungen gegen Ende dieses Jahres beschliessen wird, kaum etwas. Dieses ist vorwiegend darauf bedacht, die eigenen, üppigen Pfründe nicht zu gefährden und die Wählerschaft der Beamten und Staatsangestellten nicht zu verärgern.

Verkauf einer Traumvilla wurde zum Albtraum

causasportnews.com – 61/2025, 3. Juli 2025

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(causasportnews / red. / 3. Juli 2025) Alex Wilson ist aktuell der schnellste Mann der Schweiz. Der 34jährige, gebürtige Jamaikaner aus Kingston ist Sprint-Rekordhalter über 100 und 200 Meter. Der bullige Athlet ist mit 78 Kilogramm Gewicht bei einer Grösse von 182 cm eine imposante Erscheinung in den Sprint-Rennen – bzw. war es. Die Karriere des talentierten Sportlers wird wohl für immer und ewig beendet sein, sicher im Jahr 2035. Er wird dann Dopingsperren von insgesamt 14 Jahren abgesessen haben und 45jährig sein. Wie Alex Wilson seinen Lebensunterhalt verdient, weiss niemand so genau. Gemäss seinem Verhalten muss er jedoch als «grosse Nummer» im täglichen Leben eingeschätzt werden. Der Athlet soll den schönen Dingen im Leben nie abgeneigt gewesen sein. Als er aufgrund der ersten Dopingsperre dem aktiven Sport den Rücken kehren musste, fand er offensichtlich Gefallen beispielsweise an attraktiven Liegenschaften. In Riehen bei Basel, einem schmucken Dorf, in dem sich viele Reiche und Schönen aus dem Raum Basel tummeln, fand Alex Wilson Gefallen an einer Traumvilla, die für 6,9 Millionen Franken zu haben war. Die vertraglichen Details waren rasch besiegelt, die Eigentümer zogen aus der Villa aus und zogen in eine kleinere Bleibe. Für sie begann allerdings ein regelrechter Albtraum, denn die vereinbarte Zahlung für den Hauskauf wollte und wollte nicht kommen. U.a. legte der Ex-Athlet als Art Bonitätsnachweis eine Bestätigung der Barclays-Bank über 490 Millionen Euro vor. Allein die vereinbarte Kaufsumme von fast sieben Millionen Schweizer Franken liess jedoch weiter auf sich warten. Dann soll Alex Wilson einen Bankbeleg vorgelegt haben, der beweisen sollte, dass eine Zahlung von sieben Millionen Franken an den das Liegenschaften-Geschäft abwickelnden Notar angewiesen worden sei. Geld floss dennoch weiterhin keines, und der Bankbeleg erwies sich offenbar als Fälschung. Weil auch in der Folge weiterhin kein Geld floss, reichte das Paar, welches die Liegenschaft Alex Wilson verkaufen (und nicht etwa verschenken) wollte, schliesslich Strafanzeige bei der Basler Staatsanwaltschaft gegen aus dem aktiven Sport verbannten Leichtathleten wegen des Verdachts auf Betrug und Urkundenfälschung ein. Per Strafbefehl wurde Alex Wilson wegen des gefälschten Bankbelegs schuld gesprochen und mit einer Geldstrafe belegt. Wegen Betrugs erfolgte bisher keine Sanktion. Der (offenbar) gefallene Sportler und wohl von der (Leichtathletik-)Bahn abgekommene ehemalige Top-Athlet hat allerdings Einsprache gegen den Strafbefehl erhoben. Falls nicht noch ein juristisches und menschliches Wunder geschieht, wird sich der ehemalige Sprinter in absehbarer Zeit vor dem Strafgericht Basel-Stadt verantworten müssen.

Anmerkung: Für Alex Wilson gilt die Unschuldsvermutung.

Die Geschichte von Alex Wilson, der nach wie vor seine Unschuld beteuert, mutet in der Tat sonderbar an. Dass die Sprint-Rakete in der Lage gewesen sein soll, fast sieben Millionen Franken für eine Traum-Villa hinzublättern, mag niemand so richtig glauben. Weshalb und wie Alex Wilson den Eindruck erwecken konnte, diese doch erkleckliche Summe für den Hauskauf «stemmen» zu können, ist ein anderes Rätsel in dieser abenteuerlichen Geschichte. Auf den juristischen Ausgang dieser Angelegenheit wird man gespannt warten. Das Schicksal der Villa mit dem potentiellen Käufer Alex Wilson ist zwischenzeitlich besiegelt: Wegen des Gerangels um den geplatzten Kauf / Verkauf des Anwesens gingen zwei Jahre verloren. Sicher ist derzeit, dass der neue Eigentümer des Basler Nobel-Anwesens nicht Alex Wilson heissen wird. Die Liegenschaft ist wieder auf dem Markt – der Albtraum um das Anwesen perpetuiert sich insbesondere für die Verkäuferschaft…