Der Kampf um’s höchste Schweizer Sportamt: Sport-Manager c. Polit-Funktionärin

causasportnews / Nr. 1145/05/2024, 26. Mai 2024

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(causasportnews / red. / 26. Mai 2024) Am 22. November dieses Jahres erfolgt auf höchster Ebene im Schweizer Sport eine bedeutende Weichenstellung. Der Präsident des Schweizer Sport-Dachverbandes «Swiss Olympic» (gleichzeitig das Nationale Olympische Komitee), Jürg Stahl, ein strammer SVP-Politiker und Vertreter des Scheizer Polit- und Wirtschafts-Establishments, wird einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin Platz machen müssen. Nachdem bisher eine einzige Kandidatur angekündigt worden ist, nämlich diejenige der ehemaligen Bundesrätin Ruth Metzler, ist der Kampf um das prestige-trächtigste Amt im Schweizer Sport mit der nun kommunizierten Kandidatur von Markus Wolf, dem ehemaligen Direktor des Schweizerischen Skiverbandes («Swiss Ski»), so richtig lanciert worden. Gegenüber Ruth Metzler, der glücklosen, jüngsten Bundesrätin, die 1999 35jährig in die Landesregierung einzog und nach nur vier Amtsjahren dem SVP-Übervater Christoph Blocher Platz machen musste, schlug seit Bekanntgabe ihrer Kandidatur keine grosse Begeisterungswelle entgegen. Die 60jährige galt und gilt als Verlegenheitslösung, die für eine Perpetuierung der bisherigen Sportpolitik unter Jürg Stahl steht. Soeben 60 Jahre alt geworden, hat die damalige CVP-Politikerin nach ihrer Tätigkeit als Bundesrätin im Sport keine grossen Stricke zerrissen und sich mit Mandaten aus der Wirtschaft den Lebensunterhalt verdient. Ihr sportliches Hauptverdienst war ein kurzes Intermezzo als Präsidentin der Stiftung Schweizer Sporthilfe. Sie steht für das klassische, traditionelle Sport-Funktionärstum in der Schweiz, das auf Beziehungsnetzen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gründet.

Ganz anders nun der 50jährige Markus Wolf, der sich im einflussreichen und erfolgreichen Schweizer Skiverband während Jahren als gewichtiger Sportmanager und CEO des Verbandes einen Namen gemacht und sich vor allem mit dem nicht ganz unkomplizierten Top-Funktionär und ehemaligen Ski-Abfahrtsweltmeister Urs Lehmann (Präsident von Swiss Ski) bestens arrangiert hat. In den letzten Jahren und bis Ende 2023 führte der Bündner mit grossem Erfolg die Touristik-Unternehmung «Weisse Arena» (Flims – Laax – Falera). Das Präsidium von «Swiss Olympic» käme ihm auch beruflich entgegen. Signifikant ist das Wahlkampfmotto von Markus Wolf: «Aus dem Sport, für den Sport». Seit der Bekanntgabe der Kandidatur des Skisport-Managers aus dem Kanton Graubünden sind die Wahlchancen der ehemaligen Politikerin zumindest nicht gestiegen. Im modernen, globalen Sport taugen Vertreter/innen aus der Politik und ohne sportliche Leistungen je länger desto mehr höchstens als Verlegenheitslösung. Das war mit Ruth Metzler bis zur Bekanntgabe der Kandidatur von Markus Wolf nicht anders.

Doch könnte die Wahl vom 22. November 2024 noch spannender werden, vielleicht nach dem Motto: Wenn sich zwei streiten, lacht ein Dritter. Soeben ist nämlich bekannt geworden, dass der ehemalige Judo-Kämpfer Sergej Aschwanden ebenfalls für das Präsidium von «Swiss Olympic» kandidieren wolle. Der 48jährige Judoka gewann zahlreiche, auch internationale Auszeichnungen und sicherte sich an den Olympischen Spielen 2008 die Bronze-Medaille.

Jedenfalls wird man bei der Wahl im November nicht sagen können, es mangle an fähigen Kandidaten (aktueller Stand: Eine Kandidatin und wohl zwei Kandidaten) für das wichtigste Amt im Schweizer Sport.