causasportnews / Nr. 1022/05/2023, 31. Mai 2023

(causasportnews / red. / 31. Mai 2023) Als ob es derzeit nicht schon genügend Kriege, Konflikte, Gewalt und Chaos auf der Welt geben würde. Jetzt bekriegen sich auch wieder einmal Serbien und der Kosovo. In Nordkosovo herrscht der Ausnahmezustand. Die Gewalt dominiert. Serbische Demonstrantinnen und Demonstranten bekämpfen in schockierender Art KFOR-Soldaten, die zu den Nato-Truppen gehören. Das alleine ist schon tragisch genug, doch wie bei solchen Ereignissen an der Tagesordnung, mischt sich der Sport auch hier ins Politische ein, das jetzt schon eine kriegerische Komponente aufweist. Sport und Politik haben nichts miteinander zu tun, wiederholt der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK), Thomas Bach, immer wieder gebetsmühlenartig. Und wird stets aufs Neue widerlegt. Wie jetzt aktuell im Kosovo. Dabei ist realistischerweise zu berücksichtigen, dass beispielsweise Nationalismus und Sport Parallelitäten aufweisen, was im seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo permanent manifest wird. Sportlerinnen und Sportler sind eben auch Staatsangehörige ihrer Länderund fühlen sich ihrer Ethnie verpflichtet. Siehe das Beispiel Russland gegen die Ukraine; das ist übrigens (und leider) keine Fussball-Paarung, sondern steht für das wohl sinnloseste Gemetzel seit dem 2. Weltkrieg, losgetreten von Wahnsinnigen. Die Hilflosigkeit des Sportes tritt immer wieder zu Tage, wenn es um die Moral gegenüber Kriegsführenden und Aggressoren geht. Wie im Angriffskrieg der Russen gegen die Ukraine. Der Sport bringt es bekanntlich nicht fertig, aus diesem Segment alles Russische zu eliminieren. Er zeigt sich auch mit dem Umgang mit Provokateuren, Hetzern und Zündlern hilflos.
Es kommt zwar nicht überraschend, dass der im Moment am Frech Open engagierte Tennis-Star Novak Djokovic die Gelegenheit packt, sich unnötig und provokativ einzubringen und sich einfältig zu den Ereignissen in Nordkosovo zu äussern. Kosovo sei das Herz Serbiens, und mit der Gewalt müsse es ein Ende haben (sic!), äusserte er sich nach seinem Erstrundensieg in Paris zu den Gewaltausbrüchen im Kosovo. Eigentlich ist die Weltranglisten Nummer 3 Voll-Professional und würde sich klugerweise auf die Erbringung seiner Arbeitsleistung beschränken und sich nicht zu politisch motivierter Gewalt im Umfeld von Serbien und Kosovo äussern. Das tut er trotzdem, wohlwissend, dass er damit wohl (auch) gegen die Ethik-Charta des Französischen Tennis-Verbandes (FTT, Fédération Française de Tennis) verstösst. Dieses Regelwerk wird allerdings als ziemlich zahnlos eingestuft und dürfte einem Top-Sportler von der Qualität eines Novak Djokovic wenig bis nichts anhaben.
Fazit: Die Trennung von Sport und Politik wäre so wichtig wie die flächendeckende Separation von Kirche und Staat. Doch Illusion bleibt Illusion. Oder «panta rhei» (alles fliesst), wäre man geneigt zu sagen. Schliesslich findet es die orthodoxe Kirche in Moskau und Umgebung auch gut, was der russische Staat derzeit so anstellt. Da wird man dem Top-Spieler aus Serbien auch ein bisschen Zündeln zugestehen müssen.
