causasportnews.com – 30/2025, 30. März 2025

(causasportnewsw / red. / 30. März 2025) Norwegische Skispringer als Sport-Betrüger? Das kann aktuell wohl so gesagt werden. Als anlässlich der Skisprung-Weltmeisterschaft in Trondheim (Norwegen) anfangs März ein heimlich aufgenommenes Video publik wurde, das Manipulationen bei den Sprung-Anzügen norwegischer Sportler zeigte, dachte die schockierte Sportwelt wohl an ein Bonmot aus vergangenen Zeiten. Dieses wird der verstorbenen Fussball-Legende Franz Beckenbauer zugeschrieben. «Bschissen wird immer» (es wird immer betrogen), sagte er mehrmals und immer wieder – und Recht hatte er wohl. Die Aussage der sportlichen Lichtgestalt «Kaiser Franz» bezog sich selbstverständlich nicht nur auf den Sport. Betrogen wird bekanntlich in allen Lebensbereichen.
Und nun das: Auf dem bekannt gewordenen Video ist zu sehen, wie norwegische Trainer und Techniker die Anzüge der Stars Marius Lindvik und Johann André Forfang anlässlich der Heim-WM bearbeiteten, um die Anzugsflächen zu vergrössern. Ausgerechnet die Norweger, entfuhr es Kommentatoren im In- und Ausland. Norwegische Sportlerinnen und Sportler sind Garanten dafür, dass der Sport aus dem Land mit rund fünfeinhalb Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern Weltklasse verkörpert. Der Fussball ist ein grosses Thema, jeder Fussball-Anhänger kennt den renommierten Fussball-Club Rosenborg Trondheim, der genialste Schachspieler der Welt, Magnus Carlsen, ist – quasi selbstverständlich – ein Norweger. Herausragende Leichtathletinnen und -athleten aus Norwegen sind stets für Medaillen und Titel an internationalen Wettkämpfen gut. Anlässlich Olympischer Winterspiele haben Norwegerinnen und Norweger bis heute über 400 Medaillen gewonnen. Weshalb also muss man bei einer solchen Erfolgsbilanz zu betrügerischen Mitteln Zuflucht nehmen, wenn es selbstverständlich auch auf lautere Art und Wise möglich ist, ausserordentliche Leistungen zu erbringen? Im Zuge des Manipulations-Skandals räumten drei ehemalige norwegische Springer ein, dass jahrelang betrogen worden sei. Wie weit zwischen Betrügereien und sportlichen Erfolgen adäquate Kausalitäten herzustellen sind, ist nicht verifizierbar. Was der Fussball-Säulenheilige Franz Beckenbauer diesbezüglich sagte, gilt selbstverständlich nicht nur mit Blick auf Norwegens Sport. Als höchstwahrscheinlich darf es angesehen werden, dass Norwegen so oder so eine erfolgreiche Sportnation ist. Wie und wo will das Schach-Superhirn Magnus Carlsen schon betrügen?
Norwegen Sportlerinnen und Sportler gelten seit jeher als fair und integer. Mit dem Manipulationsskandal im Skispringen starb «der Mythos von den anständigen Norwegern», wie es das Deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» schrieb. Vielleicht ein bisschen ist das so. Die Realität dürfte jedoch die sein, dass der Sport nirgends und in keinem Land ein manipulationsfreies Segment darstellt; dies meinte wohl Franz Beckenbauer mit seiner Äusserung. Bezeichnenderweise haben die nach dem Aufdecken des Skisprung-Manipulationsskandals sofort geständigen Sportler und Funktionäre eine alte, kriminalistische Weisheit bestätigt: Delinquiert wird nicht wegen der Folgen, die sich aus dem deliktischen Verhalten ergeben können, inkl. Strafandrohungen (im Sport sind dies vor allem einschneidende Sanktionen), sondern weil Täter über den (fast) unerschütterlichen Glauben verfügen, nicht erwischt zu werden.
