Die Sache mit den Denkmälern – sie bröckeln, auch wenn sie nicht aus Stein sind

causasportnews.com – 107/2025, 20. November 2025

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(causasportnews / red. / 20. November 2025) Denkmäler haben in der heutigen Zeit einen schweren Stand, vor allem, wenn sie aus Stein sind. Sie bröckeln alle ein wenig – tatsächlich oder im übertragenen Sinn. So wird in der «Zwinglistadt» Zürich (so genannt im Gedenken an Huldrych Zwingli), in der Denkmäler zuhauf an Reformatoren erinnern, derzeit praktisch jedes Mahnmal im Gedenken an Abgetretene hinterfragt, ob derjenige (Frauen sind in diesem Kontext kaum auszumachen), der auf diese Weise unvergesslich gemacht werden sollte, nicht auch dunkle Seiten aufgewiesen habe. Etwa der Wirtschaftspionier Alfred Escher, der auf dem Zürcher Bahnhofplatz überlebensgross an seine Taten als Unternehmer, Politiker, Staatsgestalter, usw., erinnert. Weil der Reichtum der Familie Escher auch auf Erträgen von Sklavenplantagen in Kuba zurückzuführen sei, ist der Wirtschaftsführer in seinem Ansehen beschädigt. Zumindest soll nun das Denkmal vor dem Zürcher Hauptbahnhof nach dem Willen der Linken und Grünen in Zürich beseitigt werden. Das Dilemma mit den Denkmälern wird in Zürich nun anderswie aufgefangen. So ist jetzt im Stadtkreis 9 der Rosa-Luxemburg-Platz entstanden, benannt nach der Kommunistin Rosa Luxemburg (1871 – 1919). Plätze bröckeln natürlich nicht. Und so spielt es in Zürich keine Rolle, dass einem der ideologischen Gegner der Kommunistin Rosa Luxemburg, Lenin, zumindest eine Gedenktafel an der Spiegelgasse in Zürich gewidmet ist. Ausgewogenheit unter Linken ist in der Limmatstadt ein einigermassen unchristliches Kredo in der rot-grün dominierten Stadt.

Auch der Sport hat seine liebe Mühe mit Persönlichkeiten, die mit Denkmälern unsterblich gemacht werden sollen. In Kitzbühel, wo jedes Jahr das berühmteste Skirennen der Welt (die «Hahnenkamm»-Abfahrt der Männer) durchgeführt wird, hat nun das österreichisches Ski-Idol, Toni Sailer, zwar kein Denkmal erhalten, doch wurde zu seinen Ehren der «Toni-Sailer-Platz» am Fusse des Hahnenkamms geschaffen und soeben eingeweiht. Die sportlichen und andere Verdienste des 2009 verstorbenen Abgottes (u.a. dreimal Olympiasieger, siebenmal Weltmeister) sind unbestritten. Der smarte Sportler, der auch Schauspieler-Talent aufwies, hätte in Österreich längst ein Denkmal verdient, doch ist man nun (weshalb?) auf einen Platz, der nach dem Skisport-Helden benannt wird, ausgewichen. Vielleicht auch deshalb, weil Denkmäler effektiv und im übertragenen Sinn eher bröckeln? Auch Toni Sailer, der soeben 90 Jahre alt geworden wäre, hatte halt offenbar seine dunklen Seiten. Diese sind im Bereich des Trieblebens zu orten, worüber bei einem Idol nicht gerne gesprochen wird. Auch ein «Recht auf Vergessen» spielt beim Kult um Idole eine besondere Rolle. Im Zusammenhang mit der Einweihung des «Toni-Sailer-Platzes» im Nobel-Ski- und Ferienort wurden im Zusammenhang mit dem soeben eingeweihten «Toni-Sailer-Platz» auch «olle Kamellen» wieder revitalisiert. Die Geschichte um eine angebliche Vergewaltigung einer minderjährigen Rennfahrerin kam wieder auf, und auch die Sache mit einer polnischen Prostituierten, die von Toni Sailer vergewaltigt und verletzt worden sein soll, erlebte eine erneute, aktualisierte Thematisierung (nach wie vor gilt für den legendären Sportler die Unschuldsvermutung). In diesem Zusammenhang wurden die unappetitlichen Geschichten nicht nur um Toni Sailer, sondern auch um den legendären, vor etwas mehr als einem Jahr verstorbenen Trainer Karl Kahr («Downhill-Charly»), für den ebenfalls die Unschuldsvermutung gilt, wieder belebt. Einen Platz nach einer verstorbenen Persönlichkeit zu nennen, ist wohl unproblematischer als für sie ein Denkmal zu errichten – aber auch diese Art von Denkmälern kann, wenn auch etwas anders, bröckeln, wie dieses Beispiel aus Österreich zeigt. Doch wird im konkreten Fall in den Medien entsprechend relativiert: «Österreich regt sich gerne auf – bloss nicht über sexuelle Gewalt».

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