Die spinnen, die Fussball-Funktionäre!

causasportnews.com – 104/2025, 13. November 2025

(causasportnews.com – 104/2025, 13. November 2025) Wer kennt ihn nicht, den Ausspruch des wackeren Galliers Obelix, wenn er seinem Unverständnis über Vorkommnisse und Personen freien Lauf lässt und sich entsprechend artikuliert: «Die spinnen, die Römer». Abgewandelt würde der Ausspruch auch in die Moderne passen, etwa aktuell, wenn es um die neuste Errungenschaft aus dem Home of FIFA in Zürich geht, der Zentrale des Fussball-Weltverbandes FIFA. Es müsste dann allerdings heissen: «Die spinnen, die Fussball-Funktionäre». Oder wohl auf den Urheber der neusten Flatulenz aus dem Home of FIFA am Zürichberg gemünzt: «Der spinnt, dieser Fussball-Funktionär».

So kündigte der Weltverband vor ein paar Tagen, bildlich garniert mit einem grinsenden FIFA-Präsidenten an, die FIFA werde einen Friedenspreis vergeben, und zwar erstmals am 5. Dezember anlässlich der WM-Endrundenauslosung für die Fussball-WM-Endrunde 2026 in den USA, in Kanada und in Mexiko (vom 11. Juni bis zum 19. Juli 2026). Der Verband mit seinem Präsidenten und der Strahlkraft eines rostigen Kandelabers will einen Beitrag zur Rettung der Menschheit leisten, oder zumindest zum Weltfrieden, der allerdings noch nie so fern war wie in diesem Jahr. Im Namen aller Fussballfans, das sind nach FIFA-Präsident Gianni Infantino immerhin fünf Milliarden Menschen, soll erstmals anlässlich der WM-Endrundenauslosung in Washington D.C. der «FIFA-Friedenspreis für herausragende Leistungen für Frieden und Völkerverständigung» verliehen werden. An wen der Preis gehen soll, wird als Geheimnis gehütet, doch wer auf den Preisträger Donald Trump tippt, dürfte mit dieser Einschätzung nicht schlecht liegen. Gianni Infantino sei Dank wird der US-Präsident in diesem Jahr also doch noch einen Friedenspreis erhalten, nachdem es mit dem Friedens-Nobelpreis nichts wurde. Um derartige (Vergabe-)Ungerechtigkeiten auf der Welt auszumerzen, haben mächtige Männer auf der Welt natürlich Freunde, die einspringen mit Rat und Tat, wenn Alternativen gefragt sind. Donald Trump und Gianni Infantino können «es» eben gut miteinander. Schliesslich soll der FIFA-Friedenspreis im Namen von rund fünf Milliarden Fussball-Anhängerinnen und -Anhänger vergeben werden. Was ist schon ein regionales Nobelpreiskomitee dagegen mit ein paar Persönlichkeiten von relativierter Bedeutung? Wetten, dass US-Präsident Donald Trump am 5. Dezember 2025 der erste FIFA-Friedenspreisträger wird? Böse Zungen behaupten zwar, Gianni Infantino habe in dieser ungerechten Welt, in der Ruhm und Ehre eben auch ungerecht verteilt werden, für seinen Freund Donald Trump einen Friedenspreis, eben den «FIFA-Friedenspreis» erfunden – ein Schelm, der so etwas denkt! Ernsthaft: Der US-Präsident wird ein würdiger und verdienter Fussball-Friedensstifter werden. Schliesslich hat er nach seinem Amtsantritt, wie versprochen, den Ukraine-Krieg innerhalb eines Tages nach Amtsantritt beendet; In Gaza lieben sich die Menschen verschiedenster Ethnien wieder, auch wenn kein Stein mehr auf dem anderen steht und die katastrophalen Verhältnisse vor Ort offensichtlich sind; und im  Welthandel herrschen Friede, Freude und Fanfarenklänge – «america first» funktioniert bewiesenermassen altruistisch und nicht egoistisch. Das alles hat relativ viel mit dem apolitischen Fussball, wie ihn die FIFA hegt und pflegt, und letztlich noch mehr mit dem Frieden auf dem Planeten, zu tun. Das dürfte die Grundidee des Friedenspreises sein. Im Sinne von: Nur eine friedliche Welt garantiert einen friedensstiftenden Fussball.

So darf sich die Welt auf den 5. Dezember 2025 freuen, wenn dem Ehre gebührt, der diese Ehre am meisten verdient hat. Was kümmern den FIFA-Präsidenten die Statuten (gleichsam das Grundgesetz der Institution) des Verbandes FIFA, wenn sich auch der mächtigste Mann der Erde nicht allzu sehr um das Verfassungsrecht im eigenen Staat kümmert? Fussball und Politik passen wohl realistischerweise ebensowenig zusammen wie Mann und Frau, wie (letzteres) Loriot (Bernhard-Viktor von Bülow) einmal mit Blick auf die schwierige Frau-Mann-Beziehung resignierend konstatierte. Aber es darf ja alles auch ein wenig widersprüchlich sein…

Unverständnis über diesen FIFA-Friedenspreis ist wohl nur bei Obelix, den ausserhalb Frankreichs kaum jemand ernst nimmt, zu orten: «Die spinnen, die Fussball-Funktionäre», wird er feststellen.

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