Vermehrt «Wettbetrügereien» bei sportlichen Wettbewerben

causasportnews.com – 103/2025, 10. November 2025

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(causasportnews / red. / 10. November 2025) Es wurde in letzter Zeit ziemlich ruhig bezüglich des Themas «Wettbetrügereien» im Zusammenhang mit sportlichen Wettbewerben. Jetzt schrecken zwei Vorkommnisse die Öffentlichkeit auf. In der Türkei sind fast 150 Fussball-Schiedsrichter suspendiert worden, die beschuldigt werden, trotz Verbots auf Fussballspiele gewettet zu haben. In der US-Basketball-Liga NBA (National Basketball Association), der Basketball-Professionalliga in Nordamerika, zeigt sich augenfällig ein System, das anfällig ist für Betrügereien.

Entweder hat sich die Öffentlichkeit in den letzten Jahren an Sportwetten-Betrügereien gewöhnt, oder Sport-Manipulationen im Zusammenhang mit Wetten waren am Verschwinden. Anders vor genau 20 Jahren, als der Fall des Fussballschiedsrichters Robert Hoyzer (vgl. dazu Urs Scherrer, Remus Muresan, Kai Ludwig, Sportrecht, Eine Begriffserläuterung, 3. Aufl. Zürich 2014, 175) für Schlagzeilen nicht nur in Deutschland sorgte. Es war dies der «Sportwetten-Betrugsfall» mit gewaltiger, internationaler Sprengkraft. Seither wurden immer wieder Sportmanipulationen mit Bezug zu Sportwetten bekannt, doch einen «Knall» wie 2005 um den «Fall Robert Hoyzer» gab es seither nicht mehr. Der damalige Skandal mag einen Zusammenhang mit dem Stellenwert des Fussballs in Deutschland haben.

Wird von «Sportwetten-Betrügereien» gesprochen, ist allerdings vor Augen zu halten, dass der Sport als Objekt der Betrügereien im Zentrum steht und nicht die Sportwette an sich. Wird der Sport manipuliert und werden diesbezügliche Wetten platziert, in der Regel im vollen Bewusstsein der Wettenden, dass der Sport in irgendeiner unlauteren Form beeinflusst wird, ist begrifflich von Sport-Manipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten auszugehen. Manipuliert wird bei einem «Sportwetten-Betrug» also nicht die Wette, sondern (meist durch Aktive, Schiedsrichter, Funktionäre, Betrüger-Banden) der Sport, auf den gewettet wird (vgl. dazu Urs Scherrer, Remus Muresan, Kai Ludwig, Sportrecht, zit. oben, 323 ff.).

In der Türkei scheint es im Zusammenhang mit Wettaktivitäten von Fussball-Schiedsrichtern (!) richtig gerumpelt zu haben. Zur Sicherung und Wahrung der Integrität des Fussballs ist es Schiedsrichtern nicht erlaubt, auf Partien im Fussball zu wetten. Könnten Schiedsrichter auf Fussballspiele, die sie allenfalls selber arbitrieren, wetten, wäre die Integrität des Spiels nachvollziehbar gefährdet. Trotz des Verbots des Türkischen Fussballverbandes (TFF, Turkish Football Federation) hielten sich Dutzende von Schiedsrichtern, offenbar nachweislich 149 Referees, nicht an dieses Verbot und wurden von der Disziplinarkommission des Verbandes sanktioniert. Die betroffenen Schiedsrichter werden nun von acht bis zwölf Monaten aus dem Spiel-Verkehr gezogen. Gegen weitere Verdächtigte laufen Ermittlungen. Gemäss Abklärungen der TFF sollen 371 von 571 Schiedsrichtern im Professional-Fussball über Wettkonten verfügen, 152 Referees sollen aktiv wetten.

Es ist zwar bekannt, dass Wetten zum US-Sport gehören wie Truthähne zum traditionellen, amerikanischen Weihnachtsessen. Rund sechs Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner sollen labile oder abhängige Sportwetterinnen und -wetter sein. Derzeit sorgt einer der grössten Wettskandale der Basketball-Geschichte für Aufsehen. Bezüglich der NBA wird von einem Skandal von noch nie dagewesenem Umfang ausgegangen. Betrügereien werden in dieser Sportart begünstigt, weil es (auch) in der Basketball-Liga keinen Absteiger gibt.  Gerade dieser Umstand öffnet Tür und Tor für Sport-Manipulationen, weil Spiele, bei denen es um nichts mehr geht, leicht verschoben werden können und sich mühelos entsprechende Wetten platziert lassen.

(Quellen: Agenturen; betreffend US-Basketball-Liga NBA umfassend Jürgen Schmieder, im «Tages-Anzeiger» Zürich, 8. November 2025, «Nirgends ist Wettbetrug so verbreitet – und so einfach»)

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