Erklärungen zu Doping – da staunt (nicht nur) der Laie

causasportnews.com – 76/2025, 21. August 2025

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(causasportnews / red. / 21. August 2025) Wer erinnert sich nicht an den Dopingfall von Dieter Baumann? Der heute 60jährige, ehemalige Weltklasse-Langstreckenläufer schrieb deutsche Sportgeschichte und eilte um die Jahrtausendwende sprichwörtlich von Erfolg zu Erfolg. Ende 1999 platzte die Doping-Bombe, nachdem der äusserst erfolgreiche Läufer positiv auf das Muskelaufbau-Mittel Nandrolon, ein anaboles Steroid, getestet wurde. Dieter Baumann als Dopingsünder? Das konnte die Sportwelt in Anbetracht der Erfolgsserie des 1965 geborenen, äusserst sympathischen und beliebten Athleten nicht glauben. Der Sportler bestritt jeden Dopingmissbrauch. Wie gelangte also der Wirkstoff Nandrolon in den Körper des Athleten? Diese Frage beherrschte die Diskussionen um den «Fall Baumann», der zur «Zahnpasta-Affäre» mutierte. Jemand, so die Erklärung von Dieter Baumann, müsse ihm das Dopingmittel in seine Zahnpasta gespritzt haben. Das glaubte die Sanktionsinstanz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und befreite den Athleten von Schuld und Strafe. Doch die «Affäre Baumann» gedieh weiter: Mal wurde Dieter Baumann als Dopingsünder bestraft, dann wieder freigesprochen. Auch staatliche Strafverfolgungsorgane befassten sich mit der Angelegenheit. Bis heute ist nicht geklärt, was es mit der Beteuerung des Sportlers, der Wirkstoff müsse ihm in die Zahnpasta gespritzt worden sein, auf sich hat. Nachhaltig wurde die «Zahnpasta-Affäre» um Dieter Baumann zum (unrühmlichen) Teil der Sportgeschichte.

Erklärungen, wie Doping in die Körper von Athletinnen und Athleten gelangten und gelangen, machen bis heute die Runde. Einmal war kontaminiertes Fleisch die Ursache für entdeckte Doping-Wirkstoffe, dann war es mit Dopingsubstanzen präparierte Lippencrème, dann waren es Bonbons in Kokablättern, oder es wurde vorgebracht, dass Kokain zur Potenzsteigerung die Ursache eines Dopingvergehens sei. Apropos Kokain: Die stimulierende Rauschsubstanz Kokain scheint im Sport seit Jahren eine weit verbreitete Droge zu sein. Der bekannteste Fall betraf den ehemaligen, 2020 verstorbenen Star-Fussballspieler Diego Armando Maradona, der 1991 des Kokainmissbrauchs überführt und so als Kokain-Süchtiger entlarvt wurde.

Kokain ist auch im Spiel bei der 30jährigen Aargauerin Sibylle Vogt, die im Frühjahr in Frankreich (anlässlich eines Renntags in Compiègne) des Kokain-Missbrauchs überführt wurde. Auch die B-Probe bei der Jockette ergab ein positives Resultat. France Galop, die Dachorganisation des Galopprennsports in Frankreich, hat zwischenzeitlich das Verdikt verkündet:  Die Schweizerin darf bis Ende November dieses Jahres keine Wettkämpfe mehr bestreiten. Soweit so gut – oder so schlecht. Doch wie gelangte die Kokain-Substanz in den Körper der Aargauerin? Diese Frage stand im Zentrum der Anhörung der Sportlerin, welche jeden Kokain-Konsum bestritt. Sie räumte allerdings ein, dass sie aus Leichtsinn vor zehn Jahren Kokain konsumiert habe. Die Erklärung für das Kokain im Körper, das Ende März entdeckt wurde, war entlarvend einfach. Die Jockette habe am Vorabend des Renntags in Compiègne Geschlechtsverkehr mit einem Mann gehabt, der Kokain konsumiert habe. Die Substanz sei wohl über Körperflüssigkeiten in ihren Körper gelangt, meinte die vor allem in Deutschland sehr aktive und erfolgreiche Reiterin. Kann sein oder kann nicht sein – ist möglich oder auch nicht. Einig ist sich die Fachwelt, dass Dopingsubstanzen grundsätzlich durch Intimkontakte übertragen werden können. Die Frage, ob das Kokain im konkreten Fall durch Geschlechtsverkehr in den Körper der Sportlerin gelangt ist, wird letztlich kaum schlüssig zu beantworten sein, so wie es damals nicht gelang, Licht ins Dunkel der «Zahnpasta-Affäre» von Dieter Baumann zu bringen. Jedoch: Was es in Sachen «Doping» alles an Erklärungen gibt. Da staunt (nicht nur) der Laie.

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