«Leb wohl, Laura!» und der Umgang der Medien mit dem Tod

causasportnews.com – 74/2025, 14. August 2025

«Bunte», 33 / 7.8.2025

(causasportnews / red. 14. August 2025) Zugegeben, es ist nicht ganz einfach, die Betroffenheit nach dem Tod eines berühmten Menschen auszudrücken. Schon gar nicht, wenn diese Person rundherum nicht nur einen Bekanntheitsgrad aufwies, sondern durchwegs beliebt war und auch von den breiten Massen geliebt und geschätzt wurde. Laura Dahlmeier verkörperte genau das, sie war ein sportliches und menschliches Idol. Nie wurde über die Sympathieträgerin aus Garmisch-Partenkirchen, die am 22. August 32 Jahre alt geworden wäre, in den Massenmedien auch nur ein Negativ-Punkt thematisiert. Es gab wohl auch keinen. Nach dem tragischen Tod der allseits geschätzten, gefeierten, erfolgreichen Ausnahme-Sportlerin, die Ende Juli am Laila Peak im Hushe Valley im Norden Pakistans zu Tode kam, herrschte rundherum Betroffenheit und grenzenlose Trauer. In einem solchen Moment die richtigen Worte zu finden, ist schwierig, auch für die Medien, deren Aufgabe es ist, das Unfassbare für die Menschen fassbar zu machen.

«Leb wohl, Laura!», titelte die Illustrierte «Bunte» nach dem tragischen Unfall-Tod der Biathlon-Königin auf dem Cover (7. August 2025). Musste dieser Ausspruch als Ausdruck der Trauer über Laura Dahlmeiers Tod qualifiziert werden oder war es eine sprachliche Verirrung, die vom Wunsch als Vaters des Gedankens beseelt war? Auf dass die Verunglückte weiterleben solle, wenn auch nach diesem brutalen Lebensende der lebenslustigen Top-Sportlerin am Laila Peak nur noch im Herzen der Menschen, die sie liebten? Wenn Medien über den Tod, vor allem über den Tod einer rundherum bekannten und beliebten Sportlerin oder über einen Sportler berichten (müssen), kann sich die emotionale Überbelastung auf verschiedene Art und Weise äussern, etwa in unergiebigen Plattitüden. Das tönte im besagten «Bunte»-Artikel dann teils so: «Ihr Hunger nach Leben war grösser als ihre Angst vor dem Tod». Oder: «Laura wusste, dass sie da oben sterben kann». Schweigen war in dieser Situation keine Option, auch nicht für die Print-Medien, die von der Artikulation leben. Statt Experten kommen in einer solchen Situation Menschen aus demselben Metier zu Wort, die das endgültige Schicksal einer Laura Dahlmeier nicht erlitten haben, so etwa der Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner, der sagte, die junge Deutsche habe keinen Bergsteiger-Fehler begangen. Sie sei «schuldlos» am Geschehen (todbringender Steinschlag). Sie sei einfach «zur falschen Zeit am falschen Platz» gewesen.

Die Verarbeitung, auch die mediale Verarbeitung von Leben und Tod ist wohl etwas vom schwierigsten. Mit dem gewählten Deutschen Papst Josef Ratzinger als Benedikt XVI vor ziemlich genau 20 Jahren konnte noch ein Identifikations-Hype entfacht werden. Die Freude über diese Papst-Wahl manifestierte sich damals auf der Titelseite der «Bild»-Zeitung am 20. April 2005: «Wir sind Papst». Der Tod von Laura Dahlmeier weist keine freudvolle Komponente auf. Vielleicht prävaliert nur die Aussicht, allenfalls auf ein Leben nach dem Tod zu hoffen? Ob das die «Bunte»-Macher mit dem letzten Gruss «Leb wohl, Laura!» meinten?

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