causasportnews.com – 73/2025, 11. August 2025
(causasportnews / red. / 11. August 2025) Seit dem 7. August wird die Schweiz von einer geradezu magisch gewordenen Zahl beherrscht: Die 39! Diese Zahl bedeutet, dass für Exportgüter aus der Schweiz in die USA grundsätzlich 39% an Zusatz-Zöllen zu bezahlen sind – Ausnahmen (etwa Pharmaprodukte, Goldhandel derzeit ungewiss) gibt es, welche offenbar (auch hier) die Grundnorm bestätigen. Die Landesregierung der Eidgenossenschaft, die mit den USA verhandelt hatte, dürfte wohl kaum je derart versagt haben wie jetzt. Vom US-Präsidenten ist sie regelrecht gedemütigt worden. Was vor allem im Ausland gnadenlos ausgekostet und gleich zur vermeintlichen, nationalen Grundsatzfrage gemacht wird (zum Beispiel im deutschen Nachrichten-Magazin «Der Spiegel»: «Mit dem Wohlstand des Landes steht auch das Selbstbild auf dem Spiel», 8. August 2025, 73). Im Inland bringt es die vor allem in der Vergangenheit lebende «Neue Zürcher Zeitung» («NZZ»), für einmal, sogar auf der Frontseite, auf den Punkt: «Die Schweiz hat keine Aussenpolitik, sondern wurstelt sich kleinkariert durch» (9. August 2025). Die Schweiz steht unter Schock. Es wird gewahr, dass die aktuelle Landesregierung hoffnungslos überfordert, gelähmt und zu erspriesslichem Handeln nicht befähigt ist. Das muss sogar die «NZZ» zumindest verklausuliert einräumen, obwohl die Haupt-Missetäterin dieses Debakels, die amtierende Bundespräsidentin, dem strammen, aber längst todgeweihten Freisinn, angehört.
Würde die aktuelle Situation einen Sportbezug aufweisen, wäre nun wohl die in Sport-Stadien skandierte Aufforderung, wenn die sportliche Darbietung nicht mehr zu ertragen ist, ertönen: «Aufhören, aufhören!». In der Tat behilft sich die Schweiz in diesem Zoll-Debakel nun mit einem Vehikel aus dem Sport und setzt auf den Team-Gedanken. Zwei Mitglieder der Landesregierung und Grössen aus der Wirtschaft sollen als «Team Schweiz» den Karren gemeinsam aus dem Dreck ziehen. Was natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen sein wird. Was jetzt angesagt wäre, ist realistisches und auch besonnenes sowie ebenso etwas selbstbewusstes, und dennoch demütiges Agieren. Ein Faktum ist, dass sich die Schweiz vor Augen halten sollte, dass die Exporte aus der Eidgenossenschaft in die USA (lediglich) 18 Prozent der Gesamt-Exportmenge ausmachen. Das ist zu verkraften, bzw. sollte die Schweiz nun bestrebt sein, sich von den USA zu emanzipieren und etwa gewisse (hochwertige) Güter aus der Schweiz gar nicht mehr zu exportieren (Gold, Schokolade, Victorinox-Taschenmesser, Ricola Kreuterbonbons, Kuhn-Rikon-Pfannen, hochwertige Milchprodukte, Uhren, in den USA begehrte, pharmazeutische Produkte, usw.). Die Pilatus-Flugzeugwerke liefern per sofort keine hochwertigen Flugzeuge mehr nach Amerika. Erforderlich wäre nun zudem die vielgepriesene Solidarität in der Schweiz: Weshalb hier nicht mehr Käse aus dem eigenen Land verspeisen, statt Käsesorten aller Art aus dem Ausland zu importieren? Auch wenn alles ein bisschen mehr kosten sollte. Und weshalb nicht einheimisches «Vivi Kola» aus Eglisau trinken statt Coca-Cola aus den USA? Weshalb nicht Gold in die arabischen Länder oder nach Asien verkaufen statt nach Amerika? Auch wenn dies und das ein bisschen mehr kosten sollte. Alles ist also halb so schlimm, und es würde dem Land gut anstehen, nun neue Absatzmärkte ins Auge zu fassen als permanent resignierend, jammernd und bedauernd in die Richtung USA zu schielen. Die Schweiz schafft es auch ohne die USA! Import-Alternativen für die Schweiz zu Amerika gibt es ebenfalls genug auch von ausserhalb Amerikas. Oft wäre es zudem kein Unglück, sondern eher eine Wohltat, wenn amerikanisch Produkte und Dienstlistungen den Weg in die Schweiz gar nicht (mehr) finden würden. Besonnenes Handeln steht nun an erster Stelle, wenn auch nicht wegzudiskutieren ist, dass sich die derzeitige, auch in dieser USA-Zollsache überforderte Landesregierung, geschlossen einen Rücktritt überlegen sollte. Das «Team Schweiz» mit sportlichem Vorbild könnt es durch Übernahm einer Leader-Rolle in der Schweiz richten, auch ohne Beteiligung von Politikerinnen und Politikern. Mehr als ein Segen wäre wohl auch der Rückzug der Bundesverwaltung aus dem von ihr mitangerichteten Zoll-Chaos mit Amerika; durch äusserst undiplomatisches Verhalten nota bene. Landesregierung und Bundesverwaltung können einfach nicht verhandeln, das zeigt sich in diesem Zoll-Wirrnis. Aktuell weiss z.B. offenbar kein Mensch gesichert, wie es sich mit dem Gold-Handel mit den USA verhält; wird er von den Mehr-Zöllen erfasst oder nicht?
Verwundert können Medien-Kommentare zur Kenntnis genommen werden, wie etwa doch einigermassen überraschend und direkt geäussert aus der Feder der Chefredaktorin der links-orientierten Zeitung «Tages-Anzeiger», die sich in vaterländische Überlebensaufrufen übt: Es «gilt, Ruhe zu bewahren. Die Exporte in die USA machen ‘nur’ 18% der Gesamtausfuhren aus. Panik ist nicht angezeigt: Wir wissen Wirtschaftskrisen zu managen» («Tages-Anzeiger», 9. August, Frontseite).
Der Zollstreit zwischen den USA und der Schweiz, von diesem Wirrkopf in den USA vom Zaun gerissen, der, und das ist nicht zu vergessen, von der Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner eingesetzt wurde, ist von der Schweiz zu überstehen – politisch, wirtschaftlich – sportlich, in realistisch-selbstbewusster Art. Die Forderung: «Aufhören, aufhören!», darf sich nur an die Politiker-Kaste im Land richten.
Ein weiterer Neben-Aspekt der aktuellen Situation betrifft allerdings auch den internationalen Sport, in den die Schweiz nicht unbedeutend involviert ist. Im kommenden Jahr, vom 11. Juni bis 19. Juli 2026, wird die Fussball-WM-Endrunde in den USA, in Kanada und in Mexiko ausgetragen. Organisator dieses Anlasses ist der Internationale Fussball-Verband (FIFA), mit Sitz in … Zürich/Schweiz! Wahrlich eine erfreuliche Ausgangslage mit Blick auf den Handelskrieg zwischen der Schweiz und den USA. Im schlimmsten Fall wären natürlich Kanada und Mexiko bestens in der Lage, diesen Anlass auch ohne die USA durchzuführen. Auch wenn es Donald Trump (USA) und FIFA-Präsident Gianni Infantino (Schweiz) gut miteinander können (vgl. auch causasportnews vom 5. August 2025), allerdings offenbar doch nicht derart gut, dass der Zollstreit oder -krieg auf dieser Eben hätte beigelegt werden können.

