causasportnews.com – 68/2025, 24. Juli 2025

(causasportnews / red. / 24. Juli 2025) Seit der Ankündigung der Schweizerischen Landesregierung, die Beiträge für «Jugend + Sport» («J + S») im kommenden Jahr zu kürzen, bzw. für mehr Bedarf nicht mehr Mittel für dieses Jugend-Breitensport-Projekt sprechen zu wollen (vgl. zuletzt causasportnews vom 20. Juli 2025), brandet ein Sturm der Entrüstung durch’s Land. Vor allem in Sportkreisen ist der Ärger gross, doch wie üblich, mag sich niemand so richtig exponieren und die Sache auf den Punkt bringen. Das hat sich nun geändert, seit sich der ehemalige Professional-Fussballspieler und Schweizer Rekord-Torschütze der Fussball- Nationalmannschaft, Alex Frei, zu diesem beschämenden Thema geäussert und eine Lanze für den von der Jugend ausgeübten Breitensport gebrochen hat. Der soeben 46 Jahre alt gewordene Ex-Berufsspieler und nach beendeter Spieler-Karriere aktive Trainer sagt es ohne Umschweife: Aus dem Breitensport gehe der Spitzensport hervor; und fordert den Bundesrat eindringlich auf, den Kürzungs-Entscheid bei den «»J + S»-Mitteln zu überdenken und zurückzunehmen. Wenn der Rekord-Torschütze der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft (42 Tore) seine Stimme erhebt, tut er dies allgemein verständlich und schnörkellos. Bereits als Aktiver pflegte er seine Meinung klar und unmissverständlich kundzutun und ging auch stets das Risiko ein, von seiner Umwelt, die er jeweils objektiv einzuordnen pflegte, nicht so geliebt zu werden, wie er dies durch Zurückhaltung hätte erreichen können. «Er hat einfach ‘Eier’», sagten seine Nationalmannschafts-Kollegen damals, wenn sich Alex Frei ohne Rücksicht auf persönliche Verluste während seiner Aktiv-Zeit auch zu brisanten Themen äusserte. Irgendwie unsterblich machte sich der erfolgreiche Spieler anlässlich der Fussball-Europameisterschaft 2004, als die «Spuck-Affäre» mit einer Sperre für ihn endete (der Spieler spuckte den Engländer Steven Gerrard an, der Schweizerische Fussball-Verband, SFV, manövrierte Alex Frei danach in ein mediales und juristisches Desaster).
Wenn sich Alex Frei bewegte oder sich äusserte, wurde er wahrgenommen und gehört. Wenn er sich artikulierte, wurde das Gesagte zum Medienthema. Das gilt auch jetzt noch. Wie eben aktuell im Rahmen der Kürzung der «J+S»-Gelder. Hier knöpft sich der gradlinige Ex-Professional nun schon einmal die Landesregierung vor, vertreten durch den tapsigen Sport-Minister Martin Pfister, eine Schweizer «Regierungs-Notlösung». Gemünzt auf die derzeit laufende Frauen-Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz sagte der ehemalige Torjäger der Nationalmannschaft gegenüber der Zeitung «Blick»: «Wie die Politiker auf der Tribüne sitzen und es lustig finden können, bei der Schweizer Nationalmannschaft dabei zu sein, während gleichzeitig die ‘J+S’-Subvention gekürzt werden, muss mir einer erklären»; und nimmt das opportunistische und pharisäerhafte Gehabe der Politiker, auch Dasjenige von Bundesrat und Sport-Minister Martin Pfister, ins Visier. Dieser rettet sich hilflos in PR-Floskeln («man darf das Eine nicht mit dem Andern vermengen». – Alles klar?). Vielleicht bilden die klaren Worte von Alex Frei die Initialzündung für eine Neu-Beurteilung der angekündigten «J+S»-Kürzungen. Letztlich hat das Bundesparlament im Herbst / Winter das letzte Wort. Zwei Aspekte könnten zu einer Abkehr von den angekündigten Breitensport-Subventionskürzungen führen: Politiker/innen sonnen sich gerne in sportlichen Spitzensport-Erfolgen, vorwiegend auf den besten Plätzen von Ehrentribünen, bei Gratis-Verkostung selbstverständlich. Zudem bildet der Sport eine wahrnehmbare Plattform, die Politikerinnen und Politiker jeweils suchen. Beim Verhalten dieser Spezies ist es als Politikerin oder als Politiker eher kontraproduktiv, sich gegen den Sport, auch den Breitensport, und z.B. dessen Finanzierung zu stellen. Nach den kritischen Voten von Alex Frei ist wohl nicht nur eine Diskussion über die Finanzierung des Jugend- und Breitensportes in der Schweiz angestossen worden. In der Regel bewegen Worte des erfolgreichen und charismatischen Ex-Fussballers etwas; vielleicht auch in dieser Sache. Damit nicht nur die Worte von Sport-Minister Martin Pfister nachhallen, der durch seine PR-Leute nach dem Statement von Alex Frei nichtssagend verkünden liess: «Bundesrat Martin Pfister bedauert diese Kürzung». Vielleicht geht es ausnahmsweise auch in der Politik noch etwas substanzieller?
