causasportnews.com – 58/2025, 25. Juni 2025

(causasportnews / red. / 25. Juni 2025) Norwegen ist ein Vorzeige-Land bezüglich erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler. Zu diesen Top-Akteuren gehört auch der Mittel- und Langstreckenläufer Jakob Ingebrigtsen, der an den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio über 1’500 Meter und an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris über 5’000 Meter die Goldmedaille gewann. Zudem ist der heute 24jährige Weltklasse-Athlet zweifacher Weltrekordhalter über 2000 und über 3000 Meter. Diese sportlichen Erfolge werden durch familiäre Impakte getrübt, und es verwundert, dass der junge Läufer trotz der unverschuldeten, dunklen Seiten in seinem (Familien-)Leben im Sport derart souverän auftritt. Der Leichtathlet soll unter seinem Vater, Gjert Ingebrigtsen, zumindest keine fröhliche Jugend erlebt haben. In einem Aufsehen erregenden Strafprozess wurde dem Vater von Jakob Ingebrigtsen vorgeworfen, diesem und den andern sechs Kindern dann und wann Gewalt angetan zu haben. Von Schlägen war die Rede und auch von anderen Gewalttaten im Rahmen von Verletzungen der physischen und psychischen Integrität in der Familie Ingebrigtsen. Von Gewalttaten gegenüber mehrerer seiner Kinder ist Gjert Ingebrigtsen kürzlich in Norwegen freigesprochen worden. Konkrete Gewalt durch Vater Ingebrigtsen gegenüber seinen Kindern liess sich fast durchwegs nicht nachweisen, auch nicht Gewalttaten gegenüber Jakob Ingebrigtsen. Weitgehend und vollumfänglich wurde er von den eingeklagten Gewaltvorwürfen freigesprochen. «Lediglich» wegen eines vorsätzlichen Schlages mit einem Handtuch ins Gesicht seiner zur Zeit der Tat 15jährigen Tochter während eines Streites erfolgte ein Schuldspruch; eine Verurteilung wegen des schwereren Vorwurfs der Misshandlung enger Angehöriger erfolgte nicht. Wegen des Schlages ins Gesicht seiner Tochter wurde der 59jährige Angeklagte immerhin zu 15 Tagen Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Auch wenn die strafrechtlichen Folgen bezüglich der Gewaltakte in der Familie Ingebrigtsen eher bescheiden blieben, zeigte sich in diesem Verfahren doch, dass Gewalt in dieser Familie offenbar fast an der Tagesordnung war. Ein Prozessthema bildeten auch angebliche Gewaltakte gegen den erfolgreichen Sportler und Sohn, Jakob Ingebrigtsen. Diesbezüglich blieb der beschuldigte Vater jedoch ohne Schuld und Strafe. Offenbar litt und leidet der Top-Sportler nicht an den Folgen, die er im Elternhaus mit seinen Geschwistern erleben musste. Jakob Ingebrigtsen scheint als Mensch und überragender Sportler keine Schäden davon getragen zu haben. In Norwegen wurden sogar Stimmen laut, welche dahin gingen, dass der sympathische Athlet durch dieses gewaltsame, familiäre Umfeld irgendwie gestählt schon zweimal zu Olympia-Gold lief. Gewalt kann betroffene Menschen zerstören – sie kann sie aber (vielleicht) auch stark machen. Wie dem auch sei: Der «Kriminalfall Ingebrigtsen» ist eine menschliche Tragödie.
Das erstinstanzliche Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es kann noch vor einer höheren Instanz Berufung eingelegt werden. Vom Staatsanwalt, der zweieinhalb Jahre Gefängnis gefordert hatte, oder von der Verteidigung, die einen vollständigen Freispruch für Gjert Ingebrigtsen verlangte, verlautete in dieser Hinsicht bis dato noch nichts.
