Keine Ängste der Päpste bei Elfmetern

causasportnews.com – 53/2025, 10. Juni 2025

(causasportnews / red. / 10. Juni 2025) Mit seinem Paradewerk «Die Angst des Tormanns beim Elfmeter» schrieb sich der österreichische Nobel-Preisträger Peter Handke in die literarische Ewigkeit; die prestige-trächtige Auszeichnung ist ihm 2019 verliehen worden. Der Titel seines bekannten Buches hat zwar in inhaltlicher Hinsicht wenig mit Sport und den allgemein nachvollziehbaren Ängsten des Torhüters beim Elfmeter zu tun, aber das Werk des heute 82jährigen Österreichers war zugleich ein literarischer Steilpass aus dem Raum des nicht-intellektuellen, sportlichen Umfeldes in die Sphären der schönen und global beachteten Literatur.

Das Pontifikat des beliebten Papstes Franziskus ging am Ostermontag mit seinem Tod zu Ende. Auch der Sport wurde in diesem Zusammenhang zum Thema. Nicht weil die Schlussetappe des Giro d’Italia 2025, zwar zeit-neutralisiert, am 1. Juni, wie vor Wochen noch mit Papst Franziskus abgesprochen, durch den Vatikan führte und der Sport auf diese Weise zur Hommage gegenüber dem am 21. April verstorbenen Würdenträger der katholischen Kirche wurde, sondern weil allmählich durchsickerte, dass der neu gewählte Papst Affinitäten zum Sport aufweist; insbesondere zum Tennis-Sport. Die Weltranglisten-Nummer 1, den Italiener Jannik Sinner, soll Leo XIV. noch als Kardinal Robert Francis Prevost in den Vatikan eingeladen haben; zwar nicht zu einem Tennis-Match, aber immerhin zum sportlichen Gedankenaustausch. Der neue Papst hatte bis kurz vor seiner Wahl regelmässig Tennis als Ausgleichssport betrieben. Er dürfte sich über die spektakuläre French Open-Niederlage des 23jährigen Südtirolers am Pfingstsonntag nicht allzu stark geärgert haben. Zu einem Match Leo XIV. gegen Jannik Sinner dürfte es jedoch wohl nicht kommen. Ein solches Spiel wäre mit der Würde des Papstamtes wohl nicht zu vereinbaren und würde wohl jeglicher Etikette im Vatikan widersprechen. Leo XVI. wird sich jedoch zweifelsfrei weiterhin in den Fitnessräumen in den päpstlichen Gemächern in Form halten.

Nicht alle Päpste vor Leo XIV. hatten Freude oder Bezugspunkte zum Sport. Abneigungen mit Blick auf den Sport seitens der Päpste in der modernen Zeit sind allerdings eher selten. Im eingangs angetönten, übertragenen Sinne herrschen also bei den Päpsten keine Ängste gegenüber den Fussball-Elfmetern! Nichts mit Sport am Hut hatte offenbar Benedikt XVI., immerhin entfernt verwandt mit der Fussball-Ikone Paul Breitner. Anlässlich des Weltjugendtages 2005 in Köln soll der Papst die Fussball-Legende Pelé gefragt haben: «Sie kommen also aus Brasilien?».

Schon bevor dem Argentinier Jorge Mario Bergoglio 2013 die Tiara aufgesetzt wurde, outete sich Papst Franziskus auch während seines Pontifikats als Fussballfan. Nicht nur argentinische Top-Spieler, wie Diego Armando Maradona oder Lionel Messi, waren gern gesehene Besucher im Vatikan, Papst Franziskus war beispielsweise auch ununterbrochen Vereinsmitglied von Atlético San Lorenzo in Buenos Aires. Der beliebte polnische Papst Johannes Paul II. war nicht nur in seinen Jugendjahren ein begeisterter Berggänger und vor allem ein leidenschaftlicher Skifahrer. Weil ihm der Schwimmsport viel bedeutete, liess er während seines Pontifikats in Castel Gandolfo einen Swimmingpool bauen. Die diesbezügliche Kritik, vor allem betreffend der Kosten, konterte er schlagfertig mit dem gesundheitlichen Totschläger-Argument: Der Bau des Schwimmbads zwecks körperlichen Ertüchtigung sei günstiger als die Durchführung eines kostenintensiven Konklaves (Papstwahl in der abgeschlossenen Sixtinischen Kapelle), soll er trocken gekontert haben. Der sportlichste Papst der moderneren Zeit soll Pius XI. gewesen sein, der von 1922 bis 1939 der oberste Kirchenfürst der Katholiken war. Vor seinem Amtsantritt gelang ihm die erste Überschreitung der Dufourspitze von Macugnaga aus über die Ostwand und den Zumsteinsattel nach Zermatt. Die italienische Normalroute auf den Montblanc («Papstweg») wurde von ihm eröffnet.

(Quellenhinweise: Verschiedene Agenturen; «Neue Zürcher Zeitung» vom 3. Juni 2025)

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