Paukenschlag in der Schweizer Sportpolitik: Ruth Metzler soll höchste Sportfunktionärin werden

causasportnews / Nr. 1117/03/2024, 2. März 2024

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(causasportnews / red. / 2. März 2024) Es ist schon seit langer Zeit bekannt, dass es Ende dieses Jahres an der Spitze des Schweizerischen Sport-Dachverbandes Swiss Olympic Association (zugleich das Nationale Olympische Komitee der Schweiz) zu einer personellen Rochade kommen wird. Der langjährige Präsident des als Verein (Art. 60 ff. des Zivilgesetzbuches, ZGB) organisierten Sportverbandes, Jürg Stahl, muss die Führung zufolge der Amtszeitbeschränkung abgeben. Am 22. November wird der Nachfolger des umtriebigen SVP-Politikers gewählt – oder eben eine Nachfolgerin. Das ist nun ein sehr wahrscheinliches Szenarium, denn soeben ist bekannt geworden, dass der Leichtathletikverband (Swiss Athletics) Alt Bundesrätin Ruth Metzler zur Wahl als Präsidentin von Swiss Olympic Association vorschlagen wird. Auf den 56jährigen Jürg Stahl wird mit grosser Wahrscheinlichkeit die demnächst 60jährige, ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler ins höchste Funktionärsamt im Schweizer Sport wechseln. Die im Kanton Luzern aufgewachsene Ruth Metzler gehört der rechts-konservativen CVP an. Vor ziemlich genau 20 Jahren hat sie der Politik den Rücken gekehrt und ist mehrheitlich aus dem öffentlichen Leben verschwunden. Letztmals in die politischen Schlagzeilen geriet die Juristin am 10. Dezember 2003, als die junge Bundesrätin von der Vereinigten Bundesversammlung nach nur vier Amtsjahren nicht mehr gewählt wurde; eine Konstellation, die es seit mehr als 130 Jahren in der Schweizerischen Politik nicht mehr gegeben hatte. Ironie der Geschichte: Die damals noch nicht 40jährige CVP-Politikerin Ruth Metzler musste dem SVP-Übervater Christoph Blocher weichen, der 2007 in dieser Funktion ebenfalls nicht mehr bestätigt wurde. So wird es wohl gegen Ende dieses Jahres Tatsache, dass der SVP-Mann Jürg Stahl von der CVP-Politikerin Ruth Metzler beerbt wird (heute wird die «CVP» auch die «Mitte» genannt, wobei diese Bezeichnung natürlich nichts mit Mittelmass zu tun hat…).

Ruth Metzler ist heute in verschiedenen Funktionen und Chargen in der Wirtschaft tätig, so u.a. als Mitglied des Verwaltungsrates des Versicherers «Axa», als Angehörige des Universitätsrates der Universität St. Gallen und als Präsidentin des Stiftungsrates der Päpstlichen Schweizergarde. Im aktiven Sport war sie als Leichtathletin im STV Willisau tätig, ein Grund wohl, weshalb Swiss Athletics die bald 60jährige ehemalige Politikerin und Angehörige des helvetischen Wirtschafts-Establishments nun ins höchste Amt im Schweizer Sport wählen lassen möchte. Ganz unbedarft ist die ausgebildete Juristin im Funktionärs-Sport nicht: Während mehrerer Jahre präsidierte sie die Stiftung Schweizer Sporthilfe. Natürlich sieht sich die Kandidatin auch mit Erwartungen aller Art konfrontiert: Dank ihrer vielseitigen Fähigkeiten soll sie 2038 vor allem Olympische Winterspiele in die Schweiz holen.

Der Paukenschlag, der soeben mit der Bekanntgabe der Kandidatur von Ruth Metzler ertönte, wird nicht so rasch verhallen. Ihre Wahl-Wahrscheinlichkeit Ende November ist mehr als nur intakt. Den bis jetzt bekannten weiteren Kandidaten für das Präsidium von Swiss Olympic Association werden nun nach Bekanntgabe der Kandidatur der ehemaligen Star-Politikerin wenig Chancen auf einen Wahlerfolg eingeräumt. Vor allem der Präsident des Schweizerischen Skiverbandes (Swiss Ski) und ehemalige Ski-Abfahrtweltmeister, Urs Lehmann, wird gegen Ruth Metzler kaum reüssieren. Bis September können noch weitere Kandidaturen gemeldet werden. Dass an einem solchen Wahltag auch alles anders kommen kann, weiss natürlich Ruth Metzler am besten und aus eigener Erfahrung…