causasportnews / Nr. 1069/10/2023, 13. Oktober 2023

(causasportnews / red. / 13. Oktober 2023) Dass das Wetteifern um Rekorde im Zusammenhang mit den höchsten Bergen der Welt teils dekadente Züge annimmt, ist hinreichend bekannt. Spezielle und auch traurige Bergsteiger(innen)-Geschichten schreibt nun der ganz in Tibet gelegene Shishapangma, der mit 8027 der niedrigste Achttausender der Welt und gleichzeitig der vierzehnthöchste Berg auf dem Planeten ist. Der Erstbesteigung erfolgte am 2. Mai 1964; der Berg ist seit geraumer Zeit immer wieder Objekt von Rekordversuchen aller Art. Beim Versuch, als erste Frau aus den USA alle vierzehn Achttausender bestiegen zu haben, kam es vor ein paar Tagen am Shishapangma zu zwei Dramen mit brutalem Ausgang: Die US-Bergsteigerin Anna Gutu und der nepalesische Bergführer Mingmar Sherpa kamen rund zweihundert Meter unterhalb des Gipfels in einer Lawine ums Leben. Mit der Besteigung des niedrigsten Achttausenders hätte es die Amerikanerin geschafft gehabt, als erste Frau aus den USA alle Berge über 8000 Meter bezwungen zu haben. Die Alpinistin bestieg in diesem Jahr die dreizehn Achttausender. Der Shishapangma sollte für sie die Krönung, gleichsam das Finale, der Erfolgsserie werden.- An diesem Berg kam es aber noch schlimmer: Gleichzeitig mit der Todesnachricht von Anna Gutu und Mingma Sherpa wurde aus Tibet gemeldet, dass die Amerikanerin Gina Marie Rzucidlo mit ihrem Bergführer Tenjen Lama Sherpa am selben Berg von einer Lawine verschüttet worden seien. Es wird angenommen, dass auch diese Seilschaft das Rekordbestreben in den höchsten Bergen nicht überlebt hat; die Leichen wurden noch nicht gefunden. Erschreckende Ironie der Geschichte: Anna Gutu und Gina Marie Rzucidlo befanden sich im gnadenlosen Wettstreit, als erste US-Frau alle vierzehn Achttausender der Erde bestiegen zu haben. Die Rekordbemühungen der beiden Bergsteigerinnen wurde also zum tödlichen Wettkampf in Felsen, Eis und Neu-Schnee, dem die Natur ein Ende setzte. Derzeit und immer wieder sorgt eine weitere Geschichte aus dem Bergsport für Gesprächsstoff: In diversen Medien breitet der Berg-Chronist Eberhard Jurgalski erneut seine Dauer-These aus, dass die Bergsteiger-Legende Reinhold Messner gar nicht alle vierzehn Achttausender der Welt bestiegen, bzw. nicht die Gipfel aller Achttausender erreicht habe (vgl. auch causasportnews vom 29. Juli 2022 und vom 9. Oktober 2022). Der höchste Punkt eines Berges ist der Gipfel, doch im Bereich der Todeszonen können diese nicht immer eindeutig ausgemacht werden. In den Bergen auf über 8000 Metern sind die höchsten Erhebungen bisweilen unübersichtlich und auch oft nicht eindeutig auszumachen. Der Chronist hat aktuell vertieft alle Expeditionen jener 44 Menschen überprüft, die angeblich auf allen 14 Berggipfeln über 8000 Meter standen. Nun zofft sich Chronist Eberhard Jurgalski mit der Tiroler Bergsteiger-Legende darüber, ob Reinhold Messner effektiv auf allen 14 Achttausender-Gipfeln stand oder nicht.
